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GCM 2-2012

  GCM 2 / 2012 GERMAN COUNCIL . handel und gastronomie Branchenmix – quo vadis? Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft Seit Ende der 1960er-Jahre ist ein kontinuier- licher, bisweilen sogar rasanter Anstieg der Shopping-Center-Realisierungen zu beobachten. Jährlich finden Neueröffnungen statt, sodass heute bundesweit, je nach Definition, von bis zu 644 bestehenden Centern ausgegangen werden kann. Gleichzeitig werden viele, inzwischen in die Jahre gekommene Center revitalisiert. Wäh- rend Einkaufszentren noch in den 1960er- und 1970er-Jahren überwiegend als »Verkaufsma- schinen« auf der »grünen Wiese« konzipiert wurden und zumeist durch einen ausgespro- chenen Versorgungscharakter gekennzeichnet waren, sollen die Shopping Center heute mit Merkmalen wie Entertainment und Lifestyle zu- nehmend Urbanität vermitteln und auf diese Weise dem Konsumenten ein besonderes Ein- kaufs- und Freizeiterlebnis bescheren. Im Jahr 2010 wurde erstmals eine Untersu- chung durchgeführt, deren primäres For- schungsinteresse der Veränderung des Bran- chenmix in ausgewählten regionalen Einkaufs- zentren in der Rhein-Main-Region1 im zeitlichen Verlauf galt. Im Rahmen der Untersuchung wur- de das Einzelhandels- und Dienstleistungsange- bot auf Bedarfsgruppenebene zunächst für je- des einzelne Shopping Center separat auf grundlegende strukturelle Veränderungen in der Zeit von 1964 bis 2010 analysiert. Darauf aufbauend wurde die Gesamtheit aller Teiler- gebnisse auf Gemeinsamkeiten untersucht, um somit mögliche Regelmäßigkeiten in der Ent- wicklung des Branchenmix zu identifizieren. Um potenzielle Veränderungen in der Zusam- mensetzung der Branchen überhaupt erst ent- decken zu können, wurde im Jahr 2010 zu- nächst eine Erhebung des Einzelhandels- und Dienstleistungsbestandes auf Geschäftsebene durchgeführt. Für die Zeit davor wurden sekun- därstatische Daten, näherungsweise in 10-Jah- res-Invervallen, recherchiert. Zudem wurden mehrere offene leitfadengestützte Expertenin- terviews geführt, um zusätzliche Informationen zu erhalten und die Untersuchungsergebnisse zu reflektieren. In den folgenden Abschnitten sollen die wesentlichen Erkenntnisse der Studie vorgestellt werden. Quantitative und qualitative Vernderungen im Bekleidungs- segment Bereits 1964/1975 lagen in den untersuchten Shopping Centern Angebotsschwerpunkte im Bereich »Bekleidung« vor, wobei die Anteile des Bekleidungssegments in den einzelnen Ein- kaufszentren durchaus unterschiedlich stark ausgeprägt waren. Mit knapp 27,5 % aller La- deneinheiten lag der weitaus größte Anteil in der City Galerie Aschaffenburg, dem einzigen in- nerstädtischen Shopping Center, vor. Weniger stark ausgeprägt war der Anteil in den unter- suchten Stadtteilzentren Hessen-Center (ca. 23,2 %), Nordwestzentrum (ca. 16,7 %) sowie dem Rhein-Neckar-Zentrum (ca. 24,1 %). Der mit Abstand niedrigste Anteil wurde im Main-Tau- nus-Zentrum (ca. 12,0 %) dokumentiert. In der Zeit zwischen 1964/1975 und 2010 fand neben einer deutlichen Erweiterung (City Galerie Aschaffenburg +4,4 Prozentpunkte, Hessen-Cen- ter +7,6 Prozentpunkte, Main-Taunus-Zent- rum +16,3 Prozentpunkte, Nordwestzentrum +0,2 Prozentpunkte und Rhein-Neckar-Zentrum +5,8 Prozentpunkte) zeitgleich eine interessante Entwicklung auf Branchenebene statt. Ein Blick in die Bedarfsgruppe soll diese Entwicklung näher beleuchten. Während bei den Branchen »Herrenbekleidung«, »Kinderbekleidung«, »Wä- sche & Mieder« und »Pelze« zwischen 1964/ 1975 und 2010 nur in geringem Ausmaß Ver- änderungen festzustellen sind, ist bei »Da- menbekleidung« sowie bei den »gemischten Sortimenten« eine exorbitante Ausweitung der Angebotskompetenz festzustellen. Demzufolge wurde die Entwicklung des Bekleidungsseg- ments bislang im Wesentlichen durch die bei- den letztgenannten Branchen geprägt. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass sich die im Jahr 1975 vorliegende vergleichsweise breite Streuung der Anteile der Bekleidung am gesam- ten Branchenmix (zwischen 13,6 % im Main-Tau- nus-Zentrum und 27,5 % in der City Galerie Aschaffenburg) im zeitlichen Verlauf einem ähn- lichen Niveau annähert (zwischen 28,3 % im Main-Taunus-Zentrum und 31,9 % in der City Ga- lerie Aschaffenburg). Einzig das Nordwestzent- rum entzieht sich diesen Regelmäßigkeiten. Was wurde aus dem klassischen Mbelbau? Noch in den Jahren 1964/1975 war der Anteil der Bedarfsgruppe »Einrichtung, Möbel, Teppi- che« am gesamten Branchenmix mitunter deut- lich größer als heute. In den Jahren danach schrumpfte der Anteil der Bedarfsgruppe am gesamten Branchenmix kontinuierlich bis in die 1990er-Jahre. Erst ab 1995, beginnend bei der City Galerie Aschaffenburg sowie dem Main- Taunus-Zentrum, später ab 2003 bei dem Hes- sen-Center und dem Nordwestzentrum, wächst der Anteil erneut (vgl. Abb. 1). Ausschlagge- bend hierfür ist eine durchaus interessante Ent- wicklung innerhalb der Bedarfsgruppe. Die noch in den 1960er und 1970er Jahren vorlie- gende Dominanz im Bereich »Möbel« war in den 1980er- und 1990er-Jahren stark rückläufig. Zum Erhebungszeitpunkt im Jahr 2010 waren bereits keine reinen Möbelgeschäfte mehr in den Einkaufszentren vorhanden. Ebenfalls rück- läufig und schließlich komplett aus den unter- suchten Einkaufszentren verschwunden ist der Bereich »Teppiche«. Abweichend hiervon ist seit 1983 eine wachsende Integrierung solcher Einzelhandelsbetriebe festzustellen, die primär »Einrichtungsaccessoires« anbieten. Die Zunah- me dieser Geschäfte kompensierte in den Fol- gejahren die rückläufige Zahl an Möbelhäusern und Teppichfachgeschäften, wobei der Anteil der Geschäfte im Einrichtungsbereich, gemes- sen an der Gesamtzahl aller Geschäfte im Cen- ter, tendenziell rückläufig ist. So ist neben der übergeordneten Schrumpfung des Bedarfs- gruppenanteils am gesamten Branchenmix gleichzeitig innerhalb der Bedarfsgruppe eine strukturelle Veränderung festzustellen, im Rah-

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