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GCM 4-2015

 GCM 4/2015 Der Vorwurf, dass manche Player der Shop- ping-Center-Branche noch immer der Wa- genburg-Mentalität anhängen und sich nicht nur architektonisch, sondern auch in- haltlich abschotten, um ihr eigenes Ding zu machen – dieser Vorwurf wirft die Frage nach dem Miteinander (der Balance) zwi- schen Drinnen und Draußen auf. »einkaufsstadt« mit problemen Gewiss: Zunehmend gibt es Bemühungen, Transparenz und Offenheit auf allen Feldern zu leben – wie jüngst in Hanau, um das Fo- rum bestmöglich mit der Stadt zu vernetzen. Ein lobenswertes, zukunftsweisendes Unter- fangen. Allerdings, und das ist die Kehrseite der Medaille: Das Bild, das manche Innenstäd- te (und der Handel) abgeben, ist nicht ge- rade ermutigend. Achtung, nun wird es persönlich. Denn es geht um meine Heimatstadt, die sich ger- ne als »Einkaufsstadt« und »Ruhrmetropo- le« definiert und hier stellvertretend für viele Städte mit den gleichen oder ähnli- chen Problemen steht. Direkt vor dem Hauptbahnhof werde ich fröhlich von der Trinker-Szene begrüßt. Die Zecher halten es für völlig normal, im Freien zu urinieren und andere Geschäfte zu ver- richten. Die Ruhrmetropole stinkt, und die Politiker kriegen es einfach nicht hin, die Szene zumindest an die Peripherie der In- nenstadt zu verdrängen, geschweige denn, ein Alkoholverbot durchzusetzen. Überall (nicht nur in Essen) wird man von auf- dringlichen Menschen bedrängt. Als wenn das noch nicht reichen würde, kriegt man auch noch etwas von den mehr oder weniger begabten Straßenmusikanten auf die Ohren. Vielerorts ist das städtische Mobiliar schmut- zig und marode, das Pflaster in den Einkaufs- straßen mit platt getretenen Kaugummires- ten und Taubenkot übersät, und die Papier- körbe quellen über. (Aber immerhin macht man sich Gedanken darüber, was die Stadt tun müsse, damit Dosen und Pfandflaschen »in Würde« gesammelt werden können – zum Beispiel durch Flaschenringe an den Pa- pierkörben. Wir haben ja auch keine anderen Sorgen.) »innenstadt ist lngst nicht mehr meine« Ehrlich gesagt: Das alles verleidet mir den Bummel durch die Innenstadt, die längst nicht mehr meine ist. Warum sollte ich auch ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich lie- ber einen introvertierten, abgeschotteten Freiraum aufsuche, in dem ich beim Bum- meln und Shoppen von der Außenwelt nicht belästigt werde? Im Center gibt es nämlich ein schlagkräf- tiges Management und eine Hausord- nung, die schlechtes Benehmen mit Nach- druck untersagt. »ich fhle mich drinnen einfach wohler« Essen hat ein Hochglanz-Center (den Lim- becker Platz), das wie ein überdimensiona- les Raumschiff in der Innenstadt gelandet ist. Ein städtebaulicher Sündenfall? Mag sein, dass ich dem Zeitgeist hinterher hinke. Aber ich fühle mich drinnen, in die- sem nicht extrovertierten Objekt wesent- lich wohler als draußen, in der freien, zugi- gen Shopping-Wildbahn. Womit ich sagen will: Es gilt, auch eine Ba- lance zwischen Drinnen und Draußen her- zustellen. So lange Attribute wie »sauber, sicher, freundlich« im Wesentlichen auf die Einkaufscenter, nicht aber auf Fußgänger- zonen und andere, öffentliche Räume zu- treffen, gibt es auch keine Balance, sprich Chancengleichheit, zwischen Innenstadt und Shopping-Center. Was man letzterem nicht ankreiden darf. Anpassung, Transparenz, Vernetzung und Interaktion sind keine Einbahnstraßen. Sie können nur dann funktionieren, wenn beide Seiten daran glauben und unsere Städte sauberer, sicherer und freundli- cher werden. Damit sich die Kunden nicht nur drinnen, sondern auch draußen wohl fühlen. Ein Kommentar von Jürgen Hainke GERMAN COUNCIL . BALANCE ROTE KARTE FÜR DIE »SHOPPING-WILDBAHN«! Draußen und Drinnen: ein Plädoyer für heile Einkaufswelten S E u d n S S d v i M d w Vielen ein Dorn im Auge: Angesprochen werden in der Fußgängerzone

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