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GCM 4-2015

GCM 4/2015  GERMAN COUNCIL . BALANCE ganzheitliche Umgestaltung der Hanauer In- nenstadt thematisierte. Daraus ging die HBB (Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungs- gesellschaft) als Sieger hervor. Ein Jahr vor der Eröffnung wurde HBB mit dem renommierten Europäischen Innovationspreis des GCSC (German Council of Shopping Cen- ters) ausgezeichnet. Damit würdigte die hoch- karätig besetzte Jury die erfolgreiche Zusam- menarbeit zwischen dem Investor und der Stadt Hanau und die beispielhafte »Pionierleis- tung« in Sachen Innenstadtgestaltung. Gemeinsam sei es der Stadt und dem Investor gelungen, »beginnend mit der Planung für ein Kultur- und Einkaufszentrum, die gesamte Innen- stadt neu und damit zukunftsfähig zu gestalten«. Das Forum Hanau, dessen Verkaufsflächen (rund 100 Shops) schon zur Grundsteinlegung im Ok- tober 2013 zu 75 % vermietet waren, ist in gewis- ser Weise ein Novum – sorgt es doch für eine spannende Wechselwirkung zwischen dem Ein- zelhandel und städtischen Kultureinrichtungen (u.a. Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Medien- zentrum mit kommunalem Bildarchiv). Doch nicht nur das: »Preiswürdig« war auch die architektonische Ausprägung der Grund- idee, nicht einen, sondern mehrere Baukörper auszbilden. »Der Quartiersgedanke ist ein berzeugender, integrativer Ansatz« »Jeder Einzelkörper hat seine eigene, individu- elle Architektur, die in engem Zusammenhang mit den darin befindlichen Nutzungen steht«, der das unterbesetzte Centermanagement hoffnungslos überfordert war. So war das am- bitionierte Konzept – die Verbindung von Shopping, Gastronomie und Entertainment für die ganze Familie – von Anfang an zum Schei- tern verurteilt. Hinzu kam das nun ganz und gar nicht famili- enfreundliche Umfeld des Centers, das von Drogen- und Gewaltkriminalität geprägt war. Und die grandiose Geschäftsidee des Inves- tors, weitere Family-Länder nach dem Schnee- ball-Prinzip aus dem Boden zu stampfen und schnellstmöglich an gutgläubige Versicherun- gen zu verkaufen, erwies sich schon bald als Menetekel. (Dass sich auch die Essener Stadtspitze bei ei- nem Besuch in Hanau von den Investoren blen- den ließ und die City durch ein Mega-Shopping- und Freizeitzentrum Marke Hanau erweitern wollte, sei nur am Rande erwähnt. Die Pleitegei- er waren schneller – zum Glück für die Stadt.) ein extrovertiertes center mit viel ffentlichem raum Ja, es war einmal. Zwar durchleben viele Hel- den der Gebrüder Grimm ähnliche Desaster (Hänsel auf dem Grill, Wolf verspeist Rotkäpp- chen, sieben Zwerge baggern ein Schneewitt- chen an), manche Märchen haben dann aber doch noch ein gutes Ende. Wie die Geschichte des Forum Hanau, das am 10. September 2015 eröffnet wurde. Vorausge- gangen war ein intensiver »Wettbewerblicher Dialog« (Wedi), der von der Stadt im Jahre 2011 auf den Weg gebracht wurde und die sade des ehemaligen Stadthauses, ohne das mittelalterlich anmutende Ensemble der Häu- ser in der Fußgängerzone zu stören. Heute, acht Jahre nach der Eröffnung, wird das mitten in der Altstadt gelegene Center von rund 20.000 Menschen pro Tag frequentiert. Es habe wesentlich dazu beigetragen, die Attrak- tivität der Altstadt als Einkaufsort zu erhöhen, heißt es unisono in der Rattenfängerstadt. Hameln sei »das Einkaufszentrum des Weser- berglandes« – eine These, die durch die konti- nuierlich fortgeschriebenen Bestandsaufnah- men und »Einzelhandelskonzepte für die Stadt Hameln« untermauert wird. Stand heute: Mit ihren 600 Einzelhandelsge- schäften auf 175.000 Quadratmetern Verkaufs- fläche habe die Stadt »eine attraktive ausge- wogene und differenzierte Einzelhandelsstruk- tur«. Trotz oder wegen der Stadtgalerie – und allen Unkenrufen zum Trotz. Hanau: Das Familyland war eine Fehlgeburt Von Hameln nach Hanau, in die Geburtsstadt der Gebrüder Grimm. In den 1980er Jahren wurde die hessische Mittelstadt von einem be- rufsfremden, windigen Brüderpaar heimge- sucht und als Standort für ein neuartiges Shop- ping- und Freizeit-Center entdeckt. Man rannte offene Türen ein, ergab sich für Hanau doch die Chance, endlich aus dem Schatten von Frankfurt heraus zu treten. Doch das sechsgeschossige Familyland im Os- ten der City, das später zum Grimm und Main- Kinzig Center mutierte, war von Anfang an eine Fehlgeburt. Wenngleich die Hintergrundge- spräche, zu denen die regionale Presse beim Edel-Italiener eingeladen wurde, und die Anzei- genaufträge ihre Wirkung nicht verfehlten: Es gab kaum Widerstände gegen das Projekt. Der zur damaligen Zeit revolutionäre, multi- funktionale Mix aus Geschäfts-, Gastronomie- und Freizeitzentrum sowie Arztpraxen und Bü- ros in den oberen Etagen sollte den Ostteil der City beleben – ergänzt durch einen großen Verbrauchermarkt, diverse Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe, Kinos, Rollerland, ei- nen gutbürgerlichen »Dorfplatz« mit boden- ständiger Gastronomie, Schach-Café und einer bis 3 Uhr morgens geöffneten Discothek. Das alles (rechnerisch und strukturell) in Balan- ce zu bringen, war eine Sisyphus-Aufgabe, mit Stadtgalerie Hameln ©Day&LightLichtplanung,FrankVetter

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