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GCM 4-2015

 GCM 4/2015 GERMAN COUNCIL . BALANCE MÄRCHENSTUNDE: WIE BALANCE IN HAMELN UND HANAU FUNKTIONIERT Projektentwicklung und städtebauliche Planung ist eher Kunst als Business Fast immer ist Projektentwicklung auch ein Ba- lanceakt.Dennesgilt,alleInteressen,sogefühls- beladen sie auch sein mögen, gegen- und mitei- nander abzuwägen und unter einen Hut zu brin- gen. Anders gesagt: Es ist die Kunst, das Wün- schenswerteunddasMachbareunterallenBetei- ligten auszuloten und die optimale Gewichtung zu finden. In zwei »Grimm-Märchenstädten« – Hameln und Hanau – ist die Übung gelungen. Meist sind die Fronten klar gesteckt: Auf der einen Seite sind es die Bewahrer und Beharrer (z.B. der alteingesessene Handel), die der Ent- wicklung eines neuen Shopping-Magneten in- mitten ihrer (trügerisch) heilen Einkaufswelt skeptisch gegenüber stehen. Dazu gesellen sich die Spezialisten, die bei der Vermietung von Shopping Centern zu kurz gekommen sind noch einen Laden in der Fußgängerzone an, wenn Projektentwickler bekunden, ein neu- es Shopping Center in der Stadt zu bauen. Doch die Städte, so Brockhoff, sind ja selber schuld, wenn sie ihr Heil in den überdachten, schematisierten Einkaufswelten suchen und später den Scherbenhaufen des Einzelhandels in den Fußgängerzonen beklagen. »Alle tot?« Denn: »Hamm, Wetzlar, Siegen oder Hameln – alle tot«, wird Brockhoff kurz und bündig in der taz zitiert. Wirklich? Hinter der rekonstruierten Fassade des Stadthauses verbirgt sich die Hamelner Stadtgalerie, die von außen nicht weiter auf- fällt. Ein geschickter Schachzug der Planer, der den Gegnern des Projekts (»Rettet die Altstadt!«) den Wind aus den Segeln nahm. DAS einkaufszentrum des Weserberglands Werfen wir einen Blick nach Hameln, eine je- ner Mittelstädte, die in den neunziger Jahren ins Visier der ECE geraten sind. Die Gegner des Projektes machten reflexartig mobil, warnten vor der Rückkehr des (Hamburger) Rattenfän- gers in die Märchenstadt und beschworen den Exodus des örtlichen Handels. Doch alles Aufbäumen nutzte nichts. Mit knapper Mehrheit stimmte der Rat für die Stadtgalerie. Selbst das scharfe Schwert des Denkmal- schutzes, das eine Bürgerinitiative (»Rettet die Altstadt!«) in letzter Minute hervor ge- kramt hatte, blieb vor dem Verwaltungsge- richt ohne Wirkung. Verbirgt sich die das En- tree der Galerie mit ihren 100 Shops auf 19.000 Quadratmetern Verkaufsfläche doch eher unauffällig hinter der historischen Fas- und die sich nun auf die Vermarktung von Fuß- gängerzonen spezialisiert haben. Wie Eckhard Brockhoff, geboren in Bochum, Be- sitzer der Essener Immobilienfirma Brockhoff & Partner, die als Immobiliengruppe firmiert und einen »Atlas der 1A-Lagen« herausgibt. Es ist schon ein paar Jahre her, da verkündete der 1A-Experte in der taz (wo sonst?) das Ende der »europäischen Einkaufskultur«. Die europäische sei gewachsen, die amerika- nische gebaut, meinte der Immobilienfirmen- Chef. Viel schlimmer noch: Letztere verhagele ihm das Geschäft. Denn: Kaum ein Filialist miete Brüder-Grimm-Denkmal in Hanau ©VeliÖzenc-fotolia.com

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