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GCM 2-2013

  GCM 2 / 2013 GERMAN COUNCIL . SPIRIT Kreativität und Strategie Im Gespräch mit Mario Pricken, Experte für Innovationsprozesse, effektives Ideen- management und neue Kreativitätstechniken, gefeierter Buchautor und Universitäts- lektor an der Universität für angewandte Kunst in Wien Wann hast du angefangen zu denken? Ich würde sagen, der erste Moment, in dem ich richtig bewusst ge­ dacht habe, war mit Sicherheit eine Situation in meinem Leben, mit der ich nicht zufrieden war. Ich nehme an, dass dieser Gedanke letztend­ lich dazu geführt hat, zu überlegen, wie man für eine Problemstellung welcher Art auch immer eine Lösung entwickeln kann. Denkst du laut? Gezwungenermaßen. Weil ich mit vielen Kreativteams Trainings und Workshops durchführe oder mit ihnen an konkreten Problemstellun­ gen arbeite, muss ich zeigen, dass ich selbst in der Lage bin, Ideen zu entwickeln, und in welcher Menge und Qualität ich das kann. Ich musste lernen, laut denkend Ideen zu entwickeln, um zu zeigen, durch welche Denkweise man Lösungen finden kann. Es hilft übri­ gens auch sehr gut dabei, herauszufinden, wie man selber denkt. Und wenn man das verstanden hat, versteht man, woher Ideen kom­ men. Es ist ein Entmystifizieren des eigenen Kreativprozesses, den man innerlich durchläuft. Kann man denken lernen? Das ist eine interessante Frage, insofern, als dass wir es bereits in ver­ schiedensten Qualitäten tun. Das ist der Punkt! Die meisten Menschen denken permanent, wissen aber nicht konkret wie. Es gibt einige, die machen es auf sehr spannende Art und Weise. Diese Leute produzieren interessante und kreative Arbeiten. Sie schaffen es immer wieder, in den verschiedensten Bereichen, etwa bei Film, Werbung oder Kunst, die Grenzen der Kreativität zu verschieben. Diese Menschen müssen nicht unbedingt wissen, wie sie denken. Sie haben scheinbar die richti­ gen Werkzeuge zur Hand. Was spielt es denn für eine Rolle, zu wissen, wie man denkt? Je unbewusster der Denkprozess abläuft, desto mehr bin ich den Gren­ zen, in denen ich mich bewege, ausgeliefert. Es entsteht ein Gefühl fal­ scher Freiheit. Die besteht aber nur darin, nicht zu wissen, wo die Grenzen liegen. Erst wenn ich mir der Spielregeln bewusst bin, nach denen das Denken abläuft, erlange ich echte Freiheit. Dann kann ich die Grenzen überschreiten, neu definieren, neu kombinieren, ins Ge­ genteil verkehren und so weiter. Aus meiner Erfahrung aus der Arbeit mit Kreativen ist es hinderlich, wenn man nicht mit dem eigenen Denk­ prozess vertraut ist. Wie hat sich das Denken verändert? Ich glaube, man muss die Frage umdrehen und fragen, wie Denken überhaupt möglich wird. Es wird durch Regeln und durch Rahmenbe­ dingungen ermöglicht. Die bestimmen letztendlich, was ich denken kann und was ich denken darf. Die sind von den Werten und Regeln ab­ hängig, die in der Gesellschaft Gültigkeit besitzen. Das ist ein ganz we­ sentlicher Aspekt. Was bestimmt denn das Denken? Die Fragen »Was darf ich?« und »Was darf ich nicht?«. Hier hat sich ei­ niges verändert. Heute darf man einiges mehr, als es früher der Fall war. Am schönsten sieht man das daran, was alles kombiniert werden darf. Wenn man sich die Entwicklung seit den 60ern anschaut, sieht man zum Beispiel, welche Filmgenres oder Modestile miteinander kombiniert wurden. Heute werden wissenschaftliche Erkenntnisse mit Mode kombiniert oder das Wissen aus der Gentechnik beeinflusst Filme. ©JoeCicak–istockphoto.com

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