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GCM 2-2013

GCM 2 / 2013   german council . SPIRIT per Post schicken. Den dazugehörigen Reparaturauftrag finden Inter­ essierte auf der Internetseite des Unternehmens zum Herunterladen. Ungefähr tausend Menschen pro Jahr nutzen den Service. Neue Gum­ miabsätze gibt es ab 11 Euro, Lederabsätze ab 19 Euro. »Wir sind auf das Reparaturgeschäft nicht angewiesen. Es ist aber ein gutes Zu­ brot«, sagt Vickermann. Etwa 80 Prozent seines Umsatzes macht er mit Maßschuhen. Klasse statt Masse Trotzdem profitiert Vickermann von den vielen Reparaturen. Und das gleich vierfach. Erstens bringen sie Umsatz. Zweitens rechnet es sich, viel Material auf einmal zu bestellen. Das senkt den Einkaufspreis. Drit­ tens sind die Reparaturen Werbung für andere Dienstleistungen. Vi­ ckemann und Stoya verwenden bei den Reparaturen das gleiche Mate­ rial wie in den Maßschuhen. Das spüren die Kunden. Sie sind zufrieden und kommen wieder. Viertens: Durch den fairen Preis sollen die Kun­ den merken, dass sie bei Maßschuhanfertigungen ebenfalls einen an­ gemessen Betrag zahlen. Der erste Maßschuh kostet knapp 2.000 Euro. Nachbestellungen gibt es ab 1.500 Euro, da die Handwerker keine wei­ teren Leisten anfertigen müssen. »Das klingt nach Luxus, ist es aber nicht. Wir verkaufen hochwertiges Handwerk«, sagt Vickermann. Die Schuhmacher verwenden zur Produktion unter anderem Messer, Zan­ gen und Nägel. Erste vermessen die Mitarbeiter die Füße der Kunden von Hand. Anschließend modellieren sie aus Holz die Leisten, die sie danach schleifen. Nun fertigen die Angestellten einen Probeschuh aus Leder. Damit schleicht, rennt und läuft der Kunde etwa zwei Wochen durch die Gegend. So erkennen die Handwerker, ob der Leisten wirk­ lich eine exakte Kopie des Fußes ist. Drückt der Probeschuh, feilen sie an den Leisten und fertigen einen neuen. Erst wenn alles passt, be­ ginnt die eigentliche Maßschuhproduktion. Vom ersten Ausmessen bis zum fertigen Produkt vergehen dreißig Arbeitsstunden – und bis zu drei Monate Wartezeit. Vickermann und Stoya sind sozusagen ausge­ bucht. In ihrem Lager stehen etwa 800 Leisten. Sie sind ein wichtiges Kundenbindungsinstrument. Wer seine Füße einmal vermessen hat und mit seinen Maßschuhen zufrieden ist, bestellt im Idealfall weitere Produkte. Je höher die Nachbestellquote, desto besser für Vickermann. Deswegen setzt der Unternehmer auf Klasse statt auf Masse. Er macht lieber nachhaltige Geschäfte statt den schnellen Umsatz. Das gilt auch für den Auftritt im Internet. YouTube-Videos zur Umsatzsteigerung Seit 2012 veröffentlicht Vickermann regelmäßig Filme auf YouTube. Knapp 6.000 Nutzer haben sein Video »Schuhe fachmännisch put­ zen« gesehen. Das ist nicht viel. Den FKK-Werbespot von Zalando starteten über 140.000 Internetnutzer. Insgesamt kommt der Online­ versandhändler auf über eine Million Videoabrufe. Trotzdem ist Vi­ ckermann zufrieden: »Wenn von den 6.000 Zuschauern nur 200 un­ ser großes Schuhpflegeset über das Internet bestellen würden, ma­ che ich 50.000 Euro Umsatz.« Damit die Zuschauer wissen, von wem das Set kommt, ist auf allen Schürzen, Tüchern und Cremes im Video das Logo von Vickermann und Stoya aufgedruckt. Einen Link zum Onlineshop finden potenzielle Käufer außerdem auf der Internetsei­ te des Unternehmens. Eine Dose schwarze Schuhcreme kostet im Shop 9 Euro, Galoschen 50 Euro und eine Polierbürste aus Ziegen­ haar 30 Euro. Noch ist Vickermann nicht ganz zufrieden mit dem In­ ternet-Umsatz. Trotzdem will er weitere Videos veröffentlichen. Er träumt von einem Film über den Tagesablauf in seinem Geschäft. Das soll Transparenz schaffen.

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