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GCM 2-2013

  GCM 2 / 2013 GERMAN COUNCIL . SPIRIT Kundenbindung dank Facebook »Je offener die Kommunikation mit dem Kunden, desto mehr Charme hat der Einzelhandel«, sagt Vickermann. Das Netz hilft ihm dabei. Der 34-jährige Unternehmer hat eine Facebook-Seite eingerichtet. 883 Menschen mögen diese. Zalando kommt auf 500.000 Fans in dem so­ zialen Netzwerk. »Ich habe lieber weniger, dafür aber aktive Anhän­ ger. Wir profitieren davon, wenn unsere Fans den Menschen in ihrem Umfeld von unseren Veranstaltungen und Produkten erzählen.« Vi­ ckermann würde nie Geld für Facebook-Werbung ausgeben. Er sieht den Auftritt als langfristige Marketingmaßnahme: »Auch junge Face­ book-Nutzer werden älter und wünschen sich hoffentlich mal Maß­ schuhe.« Im Moment ist der durchschnittliche Kunde männlich und zwischen 40 und 50 Jahre alt. iPhone-App schafft Aufmerksamkeit Vickermann will nicht nur nachmachen, sondern vorangehen. Er sagt: »Es gibt weltweit nur einen Maßschuhmacher mit eigener iPhone- App. Das sind wir.« Interessierte können sich sein Programm kosten­ los bei iTunes herunterladen. Darin finden sie Tipps zur Schuhpflege, Hinweise auf Veranstaltungen sowie Nachrichten des Unternehmens. Auf die Idee mit der App kam Vickermannn als er das Leseverhalten der Newsletter-Abonnenten analysierte. »Ich habe festgestellt, dass über 70 Prozent unserer Kunden den Newsletter auf einem iPhone oder iPad abrufen.« Um nicht nur mit E-Mails im Gedächtnis zu blei­ ben, entwickelte Vickermann mit einer Agentur die App. Wird das Programm aktualisiert, leuchtet auf den Bildschirmen der iPhone- Nutzer ein Hinweis auf. Bei Android-Besitzern bleibt der Bildschirm schwarz. »Ich bin zufrieden, wenn ich etwa 80 Prozent meiner poten­ ziellen Kunden erreiche. Um 100 Prozent zu erreichen, wäre der Auf­ wand zu groß«, sagt Vickermann. Nische als Chance So unterschiedlich die Kommunikations- und Distributionskanäle, so einheitlich ist das Auftreten im Netz. Bei Facebok, Twitter und You­ Tube ist stets das grüne Unternehmenslogo mit einem stilisierten Maßschuh abgebildet, ebenso wie die Menschen hinter der Marke. »Wir sind Handwerker. Die Kunden kaufen nicht nur unsere Produkte, sondern auch die Werte, für die wir stehen.« Auch wenn Onlinehänd­ ler wie Zalando eine andere Zielgruppe bedienen als Maßschuhma­ cher, ist sich Vickermann sicher: Um gegen die Konkurrenz aus dem Netz eine Chance zu haben, müssen Händler die Vorteile des Inter­ nets nutzen – und ihre Nische finden. Sie müssen etwas bieten, was niemand im Internet bestellen kann. Veranstaltungen sind das eine, aber Vickermann und Stoya denken schon weiter. Auch in Zukunft sol­ len Maßschuhe das Kerngeschäft des Unternehmens bleiben. Aber die Handwerker wollen sich weitere Zielgruppen erschließen. Viel­ leicht profitieren sie dabei erneut von der Digitalisierung. Immer mehr Deutsche wischen und streicheln mit ihren Fingern über iPads und iPhones. Wäre es da nicht ein lohnendes Geschäft, individuelle Lederhüllen zu verkaufen? Erste Anfragen gibt es schon. Anders als bei Maßschuhen muss Vickermann dann aber seine Spucke im Mund behalten. Ledertaschen für Smartphones und Tablets werden nicht poliert. Die Creme könnte Flecken an Fingern und auf der Hose hin­ terlassen. Das Unternehmen Vor neun Jahren haben sich Matthias Vickerman und Martin Stoya selbstständig gemacht. Heute gehört ihre Schuhmanufaktur zu den besten in Deutschland – und zu den erfolgreichsten. Der Grund dafür: Schuhgröße 50. Rückblende: Matthias Vickermann absolvierte mit 22 Jahren eine Lehre als Steuerfachangestellter. Schnell merkte er: Das kann nicht alles gewesen sein. Vicker­ mann fühlte sich zum Handwerk hingezogen. Da er mit Schuh­ größe 50 immer Schwierigkeiten beim Schuhkauf hatte, lag es auf der Hand, das Problem selbst zu lösen. Vickermann absolvier­ te eine Lehre als Schuhmacher. Während der Ausbildung lernte er den Gesellen Martin Stoya kennen. Zusammen machten sie sich 2004 selbstständig. Im ersten Jahr verkauften sie 17 Maß­ schuhe und finanzierten sich vor allem mit Reparaturaufträgen. Inzwischen generieren die Handwerker etwa 80 Prozent ihres Umsatzes mit Maßschuhen. Sie präsentieren ihre Produkte auf Kreuzfahrtschiffen und in Luxushotels. Im Auftrag ihrer Kunden fertigen sie neben den Klassikern Golfschuhe mit austauschba­ ren Spikes für harte und weiche Böden oder Wanderschuhe mit einer federnden Keilsohle. Neben der Form können die Käufer die Farbe und das Leder frei wählen. Im Lager liegt neben Rinds- auch Krokodil-, Straußen- und Wasserrochenleder. Mit ihrem Un­ ternehmen sind Vickermann und Stoya so erfolgreich, dass sie vor Kurzem als eine der 100 schönsten Manufakturen Deutsch­ lands ausgezeichnet wurden. Die Branche In Deutschland offerieren laut dem Zentralverband des Deut­ schen Schuhmacher-Handwerks (ZDS) knapp 4.000 Schuhmacher ihre Dienste. Etwa 1.000 davon sind Schnellunternehmen wie Mister Minit, die vor allem Ruckzuck-Absätze und Sohlen repa­ rieren. Das Internet verändert die Branche laut dem ZDS-Ge­ schäftsführer Peter Schulz kaum. Im Schuh-Einzelhandel ist das anders. Händler verkauften 2012 in Deutschland über das Inter­ net Schuhe im Wert von etwa 1,3 Milliarden Euro. Das sind knapp 10 Prozent des Gesamtjahresumsatzes von 11,5 Milliar­ den Euro. Der europaweit agierende Internetversandhändler Za­ lando steigerte im gleichen Zeitraum seinen Nettoumsatz von 510 Millionen auf 1,15 Milliarden Euro. Trotzdem schreibt das Unternehmen nach wie vor rote Zahlen. Auch immer mehr Mit­ telständler betreiben neben ihren stationären Läden virtuelle Shops. Bei einer Befragung des Bundesverbandes des Deutschen Schuheinzelhandels (BDSE) gaben Anfang 2011 etwa 24 Prozent der Unternehmen an, Schuhe zusätzlich online zu verkaufen. Etwa 19 Prozent der Befragten nutzen dazu einen eigenen Inter­ net-Shop, fünf Prozent verkauften ihre Produkte über Amazon,

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