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GCM 1-2016

  GCM 1 / 2016 GERMAN COUNCIL . Talent Talent und Intelligenz werden im Alltag gern einmal miteinander verwechselt. Intelligenz bezeichnet in der Regel das kognitive Poten- zial. Den Talentbegriff verwendet man dage- gen eher, wenn man über das umgesetzte Po- tenzial spricht – und das kann auch in ande- ren Bereichen liegen als im kognitiven. Allein schon dadurch ist es schwierig, Talent eindeu- tig zu messen. Intelligenztests hingegen gibt es schon seit 1905. Damals entwickelten Al- fred Binet und Théodore Simon das erste Ver- fahren, um die kognitive Leistungsfähigkeit von Schulkindern zu erfassen. Anhand von Aufgaben, die nach Schwierigkeit gestaffelt waren, konnten sie so das »Intelligenzalter« eines Kindes ermitteln. Wie man überhaupt auf die Idee kam, so etwas wie Intelligenz zu messen, und wie die Geschichte des IQ dann weiter verlief, erfuhr das German Council Magazin von der Hochbegabungsforscherin Dr. Tanja Gabriele Baudson, die am Institut für Psychologie an der Universität Duisburg- te? Diese Aufgaben wurden nun nach Schwie- rigkeit gestaffelt. Solche, die von jeweils 70 Prozent der Kinder eines Altersjahrgangs ge- löst werden konnten, wurden zu »Altersrei- hen« zusammengefasst. Kann ein Kind alle Aufgaben seiner Altersstufe lösen, entspricht sein Intelligenzalter seinem Lebensalter; löst das Kind weitere Aufgaben, liegt sein Intelli- genzalter entsprechend darüber. Binet war zu- nächst sehr zurückhaltend, den kognitiven Entwicklungsstand eines Kindes mit einer schlichten Zahl zu beschreiben, da dieselbe Zahl gelöster Aufgaben sehr unterschiedliche Muster an Fähigkeiten beinhalten kann. Die- sen Gedanken verfolgte sein vermutlich be- rühmtester Schüler Jean Piaget in seinem stär- ker qualitativ orientierten Stufenmodell der kognitiven Entwicklung weiter. Dr. Tanja Gabriele Baudson: »Um altersgemäße und nicht altersgemäße Entwicklung zu identi- fizieren, bildete Binet die Differenz zwischen Intelligenz- und Lebensalter. Aber gleiche Dif- ferenzen bedeuten bei Kindern unterschiedli- chen Alters nicht dasselbe. Ein Vierjähriger mit einem Intelligenzalter von sechs Jahren ist sei- nen Altersgenossen in seiner Entwicklung deutlich weiter voraus als ein Achtjähriger auf dem Niveau eines Zehnjährigen.« William Stern gibt entscheidende Impulse Diesem bedeutsamen Aspekt widmete sich der 1871 geborene Wissenschaftler William Stern. Der ideenreiche und engagierte For- scher rief 1904 zusammen mit einigen Kolle- gen die Deutsche Gesellschaft für Psychologie ins Leben. 1911 begründete er die Differenti- elle Psychologie, die Unterschiede zwischen Menschen erforscht. Stern war einer der Mit- gründer der Universität Hamburg und wurde der erste Direktor des Psychologischen Insti- tuts. Die dort seit 1985 ansässige William- Stern-Gesellschaft für Begabungsforschung und -förderung ist nach ihm benannt. NACHGEWIESEN HOCH TALENTIERT Die Geschichte der Intelligenztests begann in Frankreich, und das schon im Jahre 1905 Essen aktuell eine Vertretungsprofessur für Pädagogisch-psychologische Diagnostik inne hat und selbst einen Intelligenztest für Kinder entwickelt hat. »Intelligenz zu messen, ist nur dann sinnvoll, wenn man davon ausgeht, dass Menschen sich hinsichtlich dieses Merkmals auch unter- scheiden«, so Dr. Tanja Gabriele Baudson. Dass dem so ist, legt die Alltagserfahrung nahe. Genau um diese Unterschiede ging es bei der Entwicklung des ersten Intelligenz- tests. Mit der Einführung der Schulpflicht in Frankreich 1882 war die Schülerschaft außer- ordentlich heterogen geworden. »Insbeson- dere Kinder am unteren Ende des Begabungs- spektrums, die vom Unterricht wenig profi- tierten, sollten daher zwecks gezielter Förde- rung ausgefiltert werden, um dann später wieder in die Regelschule integriert werden zu können.« Intelligenzalter versus Lebensalter Ein solches Verfahren zu entwickeln, war nun die große Herausforderung. Während Francis Galton (ein Cousin Charles Darwins) in Eng- land die Ansicht vertrat, dass sich Intelligenz auf einfache mentale Operationen wie die Re- aktionsschnelligkeit oder die Fähigkeit, zwi- schen Sinnesreizen wie Tonhöhen oder Hel- ligkeit zu unterscheiden, reduzieren lässt, war Intelligenz für Alfred Binet abhängig von hö- heren kognitiven Funktionen wie Aufmerk- samkeit, Urteils- und Abstraktionsvermögen, welche für den Schulerfolg von großer Bedeu- tung sind. Dr. Tanja Gabriele Baudson: »Die waren natürlich ungleich schwieriger zu mes- sen! Binet legte daher eine Definition zu Grunde, die Intelligenz als die Fähigkeit zur Bewältigung alltäglicher Probleme erachtet.« Entsprechend lebensnah waren auch die Auf- gaben des Tests: Wo ist deine Nase? Wozu be- nutzt man eine Gabel? Wie heißen die Mona- Dr. Tanja Gabriele Baudson

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