Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

GCM 1-2016

  GCM 1 / 2016 GERMAN COUNCIL . Talent Es gibt bestimmte schwarze Vögel, die sind ungewöhnlich klug. Ohne diese Gabe könnten sie die massiven Angriffe auf Leib und Le- bensraum kaum überleben. GCM-Autorin Rahel Willhardt wollte mehr über die außer- ordentlichen Talente herausbekommen und führte ein besonderes Interview. Sie sprach mit einer Krähe. Sie sind die intelligenteste Vogelrasse, aber ver- mutlich auch die am häufigsten verteufelte, oder?  Krähe:  Nun, das mag daran liegen, dass man unsere dunkle Ausstrahlung mit unserem We- sen gleichsetzt. Wer uns kennt, weiß, wir sind sehr sozial. Die Sesshaften unter uns warnen ei- nander vor Gefahren, trösten bei Verlusten und entwickeln nützliche Werkzeuge. Sie leben mit Wieso wird just Ihre Gattung so stark stigmati- siert?  Krähe:  Ich glaube, uns wurde die Vorliebe für Aas zum Verhängnis. Früher, in Zeiten juristi- scher Willkür und Epidemien, gab es leicht zu- gängliche Leichen in Hülle und Fülle. Aber Menschen kommt es pietätlos vor, ihresglei- chen zu verspeisen. Dass wir Seuchen vorbeu- gen und so der von der Natur uns zugedach- ten Aufgabe nachkommen, sehen sie nicht. Lieber setzt man uns mit dem bedrohlichen Bösen gleich. Stört es Sie als Teufelsvogel verschrien zu wer- den?  Krähe: Nein, mich stören die Konsequenzen, die Menschen daraus ziehen. Sie trachten uns nach dem Leben! Massenweise erschießen oder ver- giften sie uns und vernichten Schlafbäume oder Nester! In Deutschland ist es seit dem Reichs- jagdgesetz 1935 offiziell erlaubt, Kolkraben zu erschießen. Dass die Europäische Union 1979 alle Singvögel unter Artenschutz stellte, birgt eine gewisse Iro- nie. Vermutlich war vielen Abgeordneten un- klar, dass nicht bunte Federn und Trällern, son- dern die Abstammung vom Sperlingsvogel ent- scheidet, wer Singvogel ist. Zum Verdruss der Jäger und Landwirte stehen seither auch Krä- hen unter Schutz. Hierzulande sind das Kolkra- ben, Saatkrähen, Aaskrähen und Dohlen. Den Massenabschuss verhindert dies aber kaum. Im- mer wieder rechtfertigt die Sorge um andere Arten Ausnahmeregelungen! Für mein Empfinden unterschätzen Menschen hoffnungslos, wie hoch die natürlichen Selekti- onsschwellen liegen. Gerade mal eine von drei Jungkrähen überlebt ihr erstes Jahr. Und nahe- zu jeder dritte Altvogel stirbt. Aber sind deut- sche Krähen deshalb von Rückgang oder gar Aussterben bedroht? Nein. Denn nur 1,1 Nach- kommen pro Brutpaar reichen zur Bestandssi- cherung aus – zumindest, wenn die Anzahl von Brutrevieren konstant bleibt. Eigentlich ist die Gattin in geordneter Nachbarschaft und helfen einander, Nahrung zu beschaffen. Krähen kön- nen aber auch tricksen und blenden, um Lecker- bissen zu ergattern. Sie sehen, bei uns geht es erstaunlich menschlich zu. Halten Sie es auch für menschlich, Singvögeln die Nester auszurauben?  Krähe:  Nein, aber das wird emotional hoff- nungslos überbewertet. Auch Katzen töten Buntgefiedertes samt Brut. Ihrem Image als pos- sierliche Hausgenossen tut das keinen Abbruch. Dabei ist die Beute für domestizierte Katzen nicht einmal lebensnotwendig! Und was die ver- meintlichen Singvögel betrifft – die ernähren sich vorwiegend von Insekten. Dass auch hier Arten gefährdetet sind, scheint kaum jemanden zu beunruhigen. Interviewpartner mit Image-Problem Überlebenskünstler mit Talent aber Rabenimage Das besondere Interview: Eine Krähe packt aus! © fsanchex – fotolia.com / razihusin – istockphoto.com

Übersicht