Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

GCM 5-2015

  GCM 5 / 2015 GERMAN COUNCIL . Think Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen hat 2015 mit einigen Änderungen und Neuheiten aufgewartet. Anlass genug für das German Council Magazin, ein Interview mit Dr. Christine Lemaitre, geschäftsführender Vorstand der DGNB, zu führen und sie zu- gleich nach ihren Wünschen für das kom- mende Jahr zu fragen. Die DGNB ist bekannt für ihre Gebäudezertifizie­ rungen, die es bis vor Kurzem in Bronze, Silber und Gold gab. Nun wurde das Platin-Zertifikat eingeführt. Erklären Sie uns bitte, warum Sie die­ se Änderungen vorgenommen haben.  Dr. Christine Lemaitre:  Mit der Einführung der neuen Auszeichnungslogik folgen wir einem weit verbreiteten Wunsch aus unserem Mitglie- derkreis und dem Markt. Gerade im in- ternationalen Umfeld hängt die Ent- scheidung für oder gegen ein Zertifi- zierungssystem vielfach mehr von der Farbe der Auszeichnungsstufe und we- niger von den Inhalten und den damit überprüften Qualitäten eines Gebäu- des oder Stadtquartiers ab. Diese schief geratene Diskussionsgrundlage wollten wir wieder mehr in Balance bringen, um eine bessere Vergleichbarkeit zu schaffen. Inzwischen haben Sie über 1000 Auszeichnun­ gen vorgenommen. Ziehen Sie mal ein Zwi­ schenfazit: Wie nachhaltig wird mittlerweile in Deutschland gebaut?  Dr. Christine Lemaitre:  Gerade beim Neubau von Büro- und Verwaltungsgebäuden, bei Han- delsbauten oder Logistikimmobilien ist eine nachhaltige Bauweise auf dem besten Weg, zum Standard zu werden. Insofern können wir mit Sicherheit davon sprechen, dass sich viel Positives getan hat und ein breites Bewusst- sein vorhanden ist für die Notwendigkeit, aber auch die Chancen von Nachhaltigem Bauen. Wenn man bedenkt, dass die DGNB erst vor acht Jahren gegründet wurde, ist das schon ein toller Erfolg. Gleichwohl wissen wir, dass es noch viel zu tun gibt. gestalterischen und baukulturellen Qualität entwickelt, bei dem eigens von uns einberufe- ne Beiräte für Gestaltungsqualität zum Einsatz kommen. Uns geht es hier aber nicht nur um eine zusätzliche Auszeichnung. Über pro- jektspezifische Handlungsempfehlungen wol- len wir schon in einer frühen Planungsphase Impulse für gute Architektur setzen. Ein noch immer sehr großes Problem in Deutsch­ land – und natürlich nicht nur hier – ist Nachhal­ tigkeit in Bestandsgebäuden. Wie gehen Sie die­ se immense Herausforderung an?  Dr. Christine Lemaitre:  Schon in unserem Sys- tem für Neubauten betrachten wir ein Gebäu- de ja über einen Lebenszyklus von 50 Jahren. Damit die dort verankerten Grundlagen letzt- lich zur Entfaltung kommen können, müssen wir uns auch um den Betrieb kümmern und Anreize für die Be- standshalter, Betreiber und Nutzer gleichermaßen schaffen. Genau dafür entwickeln wir derzeit – zunächst für Büro- und Verwaltungsgebäude so- wie für Shopping Center – ein neues Zertifikat für Gebäude im Betrieb, das deutlich schlanker ausfällt als die übrigen DGNB-Systeme. Der Fokus liegt auf gebäude- bezogenen Nachhaltigkeitsaspekten, die be- einflussbar und optimierbar sind. Was machen große Handelsimmobilien, wie Shopping- oder Fachmarkt-Center inzwischen besser, aber woran hapert es nach wie vor?  Dr. Christine Lemaitre:  Die Tatsache, dass viele Betreiber von Handelsimmobilien heute eine Zertifizierung anstreben und zum Teil heraus- ragende Ergebnisse erzielen, spricht für sich. Gerade bei den Eigennutzern, die eine DGNB- Zertifizierung als eigenen Standard für neu ge- baute Filialen setzen, freut es uns, denn damit ist in der Regel eine grundsätzliche, unterneh- mensweite Identifikation mit dem Thema Nachhaltigkeit verbunden. Wichtig ist sicher- lich, dass dieses Engagement nicht beim Bau aufhört, sondern dass die eigenen Mitarbeiter Nachhaltigkeit geht nur, wenn alle mitmachen Interview mit Dr. Christine Lemaitre (DGNB) über Bauinnovationen, Zertifizierungslogik und Mitarbeitermotivation Ihrer Gesellschaft geht es verstärkt um innovati­ ve Lösungen für nachhaltiges Bauen. Sie setzen dabei auf den Dialog zwischen Experten aus Ar­ chitektur und Industrie. Wie sehen hierzu Ihre Erwartungen aus, und welche ersten Ergebnisse haben Sie vielleicht schon beeindruckt?  Dr. Christine Lemaitre:  Dieser frühzeitige Dia- log und das damit verbundene Verständnis der Akteure untereinander sind elementar, wenn wir wirklich etwas bewegen wollen. Nachhal- tigkeit geht nur, wenn alle mitmachen – gera- de in der Bau- und Immobilienbranche durch die Vielzahl unterschiedlicher Interessensgrup- pen, die bei Planung, Bau und letztlich auch beim Betrieb zusammenkommen. Beeindru- ckende Beispiele, wo dieser Dialog funktio- niert hat, sind die Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises, bei dem wir im Novem- ber bereits zum dritten Mal einen eigenen Preis für »Nachhaltiges Bauen« vergeben ha- ben. Sie zeigen neue Wege auf und sind bei- spielgebend – baukulturell und mit Blick auf die Nachhaltigkeit. Ganz aktuell haben Sie im Oktober eine Pilot­ phase zur Bewertung der gestalterischen und baukulturellen Qualität eingeführt. Was erhof­ fen Sie sich davon?  Dr. Christine Lemaitre:  Die gestalterische Qua- lität ist ein wichtiger Faktor, wenn wir über eine ganzheitliche Nachhaltigkeit sprechen. In unserem Zertifizierungssystem, das auf quanti- tativ messbaren Kriterien beruht, ist dies aber nicht adäquat abbildbar. Deshalb haben wir gemeinsam mit Partnern wie der Bundesarchi- tektenkammer und dem BDA eine neue, welt- weit einzigartige Methodik zur Bewertung der ›Die gestalterische Qualität ist für die ganzheitliche Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor.‹ Dr. Christine Lemaitre

Übersicht