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GCM 5-2015

  GCM 5 / 2015 GERMAN COUNCIL . Think Als Magazin für die Handelsimmobilienwirt­ schaft interessiert uns natürlich auch Ihre Sicht auf das veränderte Konsumentenverhalten.  Margot Käßmann:  Der stationäre Handel steht vor einer großen Herausforderung, wenn sich Menschen im Laden beraten las- sen und auswählen, dann aber im Internet kaufen. Hier ist es erforderlich, das Bewusst- sein der Konsumenten zu schärfen. Die Menschen sollten sich einmal fragen, wie sie denn leben wollen, wenn es bei ihnen vor Ort keinen nennenswerten Einzelhandel mehr gäbe. Dazu ein Beispiel aus meinem persönlichen veränderten Einkaufsverhal- ten: Ich brauchte neulich einen Rasenmäher. Ich habe mich zuvor im Internet nach den unterschiedlichsten Modellen erkundigt, dann aber mit einem Händler vor Ort einen, wie ich finde, tollen Deal gemacht. Das Geld habe ich bei ihm ausgegeben, obwohl der Preis bei ihm schon um einiges höher war. Dafür aber hat er mir den Rasenmäher ohne Aufpreis nach Hause geliefert und funkti- onsbereit übergeben. Das hat super ge- klappt, und beide Parteien waren zufrieden. Ich denke, dass wir ja auch zukünftig den Händler bei uns vor Ort haben wollen. Dar- um sollten sich die Konsumenten ihrer dies- bezüglichen Verantwortung bewusst sein. Wie kaufen Sie denn in der Regel selber ein – klassisch im Laden, oder legen Sie Ihre Wunsch­ ware in den digitalen Einkaufswagen?  Margot Käßmann:  Ich bin so wenig zuhause, dass ich mir lieber nichts bestelle, weil ich ja die Pakete gar nicht annehmen könnte. Ich kaufe daher hauptsächlich unterwegs ein. Vor oder nach meinen Terminen. Halt dort, wo ich gerade bin. Das kann in der Fußgängerzone sein, aber auch in einem Einkaufszentrum. Ich würde es allerdings sehr begrüßen, wenn die Ladenstraßen nicht so aussehen würden, dass sie in einer Stadt kaum von anderen Städten zu unterscheiden sind. Inhabergeführte Ge- schäfte mit guter Beratung steuere ich am liebsten an. Und wie stehen Sie zu den Ladenöffnungszei­ ten. Sollte der Sonntag einkaufsfrei bleiben, obwohl er es im Internet ja noch nie war?  Margot Käßmann:  Da werden Sie mit mir jetzt wahrscheinlich eher in einen Konflikt geraten, denn das dritte Gebot lautet ja »Du sollst den Feiertag heiligen!« Es hat weniger Verbots- als vielmehr Gebotscharakter, da- mit Menschen auch mal zur Ruhe kommen. In meiner Kindheit schlossen die Läden samstags um 13 Uhr und machten montags um acht erst wieder auf. Aber der Mensch die Vielzahl an Flüchtlingen, aber an den Waffen wollen wir verdienen. Das kann doch nicht richtig sein. Und für meine Kirche wünsche ich mir, dass wir eine Begeisterung für das Reformations- jubiläum erzeugen und diese nutzen, um im Land über den christlichen Glauben zu spre- chen. Und dass die Kirchen sich weiter ein- mischen in öffentliche Debatten, denn der Staat braucht trotz der sinnvollen Trennung von Kirche und Staat doch auch die Kirche, die nämlich nicht aus parteipolitischen Über- zeugungen spricht, sondern aus ganz ande- ren Quellen schöpft. Mir geht es zudem dar- um, dass Religion dazu beiträgt, Konflikte zu entschärfen und Religion nicht länger als ein Faktor auftritt, der Konflikte verschärft. Und was erhoffen Sie sich privat vom neuen Jahr?  Margot Käßmann:  Ich darf nächstes Jahr zwei meiner Enkelkinder taufen, und eine meiner Töchter heiratet – das sind auf jeden Fall private Höhepunkte für mich. Das Gespräch führte Thorsten Müller, Chefredakteur German Council Magazin hat auch überlebt. Ich fand damals schön, miterleben zu können, wie es zum Wochen- ende ruhiger in der Stadt wurde. Die Sonntagsruhe halte ich für sehr wichtig. Mir tun immer die Verkäuferinnen leid, die da arbeiten müssen. Wo sollen sie denn ihre Kinder unterbringen? Dann müssten ja auch die Kindertagesstätten öffnen. Familien ha- ben dadurch viel weniger gemeinsame Zei- ten, und ein bisschen traurig finde ich es auch, dass Menschen sich nichts anderes mehr am Sonntag vorstellen können, als shoppen zu gehen. Wäre natürlich schön, wenn sie in den Gottesdienst gingen, aber sie könnten ja auch spazieren gehen oder ein Buch lesen. Dass unser Freizeitverhalten ganz auf Kon- sum konzentriert ist, ist schon ein Armuts- zeugnis! Am besten würde ich es finden, wenn der Sonntag vollständig einkaufsfrei bliebe. Dann hätten wir auch eine Verläss- lichkeit, die den Menschen sich in seiner Freizeit konsequent auf andere Dinge kon- zentrieren ließe. Ausnahmen würde ich nur dann akzeptieren, wenn es auch tatsächlich solche wären – nicht so wie in Berlin, wo durch das riesige Einkaufscenterangebot ei- gentlich immer ein Zentrum geöffnet hat. Was, glauben Sie, erwartet uns 2016? Wird uns das Flüchtlingsthema noch das gesamte Jahr beschäftigen, oder werden ganz andere The­ men auf uns zukommen?  Margot Käßmann:  Ich denke, dass das Flüchtlingsthema anhalten wird. Die Men- schen, die hier bleiben und einen Aufent- haltsstatus bekommen, müssen ja integriert werden. Das wird aber sicher nicht schnell gehen, sondern viel Integrationsleistung von beiden Seiten erfordern. Ich denke auch, dass das, was sich am rechten politischen Rand tut, kein Übergangsphänomen sein wird. Demokratie muss weiter erkämpft wer- den. Wir brauchen Freiheitsrechte, die nicht auf bestimmte Menschen begrenzt sind. Da wird es gesellschaftliche Auseinandersetzun- gen geben – und zwar erhebliche. Ferner wünsche ich mir, dass das Thema Rüs- tungsexporte auf die Tagesordnung kommt. Im ersten Halbjahr 2015 haben wir wieder verstärkt und auch in den mittleren Osten exportiert. Wir sollten noch einmal darüber debattieren, was das eigentlich bedeutet. Wir exportieren Waffen. Mit denen werden dann Kriege geführt und die Flüchtlinge kommen zu uns. Den Krieg beklagen wir und German-Council-Magazin-Chefredakteur Thorsten Müller nach dem Gespräch mit Margot Käßmann ©StudioSeekamp,Bremen

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