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GCM 5-2015

  GCM 5 / 2015 GERMAN COUNCIL . Think Auf dem German Council Congress in Ber- lin machte HDE-Hauptgeschäftsführer Ste- fan Genth unter anderem die Verände- rungen durch die Digitalisierung für den Einzelhandel deutlich, als er sagte »Der Han- del muss die Kunden auf allen Kanälen ab- holen – offline und online.« Er sieht darin für viele Unternehmen gerade im Mittel- stand eine große Herausforderung. Gleich- zeitig biete die Digitalisierung aber auch die Chance auf neue Kunden und neue Service- angebote. Das German Council Magazin wollte von ihm in einem Interview aber auch Antworten auf andere Fragen erhalten, die sowohl den Deutschen Einzelhandel 2015 als auch die Entwicklung der unterschiedlichen Handelsimmobilientypen betreffen. Wie zufrieden waren Sie mit dem Deutschen Einzelhandel 2015?  Stefan Genth:  Bisher können wir zufrieden sein. Für das Gesamtjahr erwarten wir einen Umsatz von 471,0 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg zum Vorjahr von 2,7 Prozent, preisberei- nigt ist das ein Plus von 2,5 Prozent. Das ist durchaus erfreulich, aber kein Grund für Euphorie. Denn trotz der außerordentlich guten Rahmenbe- dingungen verläuft das Wachstum damit ohne große Dynamik. Welche Bereiche haben sich unerwartet gut ge­ schlagen, welche drohen durch den E-Commerce zunehmend an Umsatz zu verlieren? Oder an­ ders gefragt: Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer des Jahres?  Stefan Genth:  Die einzelnen Branchen im Handel profitieren von der guten Geschäftsla- ge unterschiedlich: Überdurchschnittlich gut läuft es im Einzelhandel mit Kosmetik und Kör- perpflegeprodukten, Uhren und Schmuck, Un- terhaltungselektronik und Wohnmöbeln. Das zeigt, dass die Verbraucher in den vergange- nen Monaten bereit waren, auch größere An- schaffungen zu tätigen und in ihr Wohnum- Factory Outlet Center (FOC) sind schlicht groß- flächiger Einzelhandel, auf dessen Flächen überwiegend das Leitsortiment der Innenstäd- te – Bekleidung – verkauft wird. Dabei ist Be- kleidung auch das Kernsortiment des Online- Handels. Somit könnten insbesondere die FOCs vom wachsenden Online-Handel betrof- fen sein. Als Handelsverband Deutschland sind wir kritisch, wenn das Leitsortiment der Innen- städte großflächig auf der Grünen Wiese ange- boten wird. FOC sollten aufgrund der Ver- kaufsflächengröße, des Einzugsbereichs sowie des Leitsortiments nur in Innenstadtlagen der Oberzentren angesiedelt werden dürfen. Worin liegen realistische Möglichkeiten, wie der stationäre Handel im harten Wettbewerb mit dem Online-Geschäft gestärkt werden kann – oder muss das gar nicht sein?  Stefan Genth:  Der stationäre Handel muss sich auf seine traditionellen Stärken besinnen und diese weiter ausbauen. Die Produkte kön- nen vom Kunden angefasst und vom Händler erklärt oder vorgeführt wer- den. Zudem bietet das persönliche Verkaufsgespräch die Möglichkeit, auch gleich noch weitere Produkte zu empfehlen. Die gute Beratung ist ein erheblicher Teil eines positiven Einkaufserlebnisses. Die stationären Händler sollten online zumindest auffindbar sein. Es muss nicht immer gleich der eigene Online-Shop sein. Die Kunden erwarten, dass sie ihren Händler auch im Internet finden und im Idealfall on- line bei ihm shoppen können. Der Kunde treibt die Entwicklung, die Vertriebsstrategien und Geschäftskonzepte richten sich in unserer Branche ja letztlich immer am aktuellen Ver- braucherverhalten aus. Und die Kunden den- ken nicht in unterschiedlichen Kanälen, son- dern wollen bei ihrem Lieblingshändler so- wohl beim Bummel durch die Innenstadt als auch von der heimischen Couch aus einkaufen können. Die Wege der Kunden führen dabei Wachstum fehlt die Dynamik Interview mit HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth zur aktuellen Situation im deutschen Einzelhandel feld und ihre persönliche Ausstattung zu in- vestieren. Schlechter dran sind bisher die Händler mit Keramik, Glaswaren, Blumen, Bü- chern, aber auch Schuhen und Bekleidung. Wie beurteilen Sie die Entwicklung im Vergleich zwischen den unterschiedlichen Handelsimmo­ bilien-Formaten? Sehen Sie noch Chancen für die Warenhäuser, und was trauen Sie z. B. den Factory Outlet Centern zu?  Stefan Genth:  Die Handelsimmobilie muss fle- xibler werden. Denn in Zukunft werden die Nut- zungszyklen in den Handelsimmobilien deut- lich kürzer werden. Zudem werden die Ansprü- che des Handels sowie auch der Kunden indivi- dueller. Shopping Center reagieren schon heute, indem sie beispielsweise zunehmend eine indi- vidualisierte Fassadengestaltung in den Cen- tern anbieten. Auch Nutzungsmischungen wer- den immer mehr das Bild der Handelsimmobilie bestimmen. Die Mischung von Handel, Gastro- nomie und Wohnen kennen wir bereits – auch teilweise durch die Forderungen der Kommu- nen eines Wohnanteils bei der Neuerrichtung von Handelsimmobilien. Wir bewegen uns von Spezialimmobilien hin zu einer Flexi-Immobilie, die sich den Bedürfnissen der Mieter – auch des Handels – rasch anpassen kann. Auch Warenhäuser sind Spezialimmobilien, die zudem eng mit einem Betriebskonzept ge- koppelt sind. Deshalb muss die Zukunft dieser Immobilien anhand der zukünftigen Entwick- lung des Betriebskonzeptes beurteilt werden. Bei der zunehmenden Verschmelzung der Ver- triebswege besitzen die Warenhäuser exzel- lente Wettbewerbschancen. ›Die Handelsimmobilie muss flexibler werden, denn Nutzungszyklen werden deutlich kürzer.‹ Stefan Genth

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