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GCM 4-2016

  GCM 4 / 2016 GERMAN COUNCIL . Effizienz Blitzschnell strömen die Wortsalven aus Dr. Marc Schumachers Mund. So als wolle er kei- ne Sekunde mehr Zeit verlieren. Vielleicht re- det er sich auch aufgestauten Druck von der Seele. Die Ohnmacht, die Menschen in ver- krusteten Strukturen erfahren, da sie immer wieder wider besseres Wissen handeln. Zwei Jahrzehnte arbeitete der promovierte Be- triebswirt in der Modeindustrie. Erst für Fir- men wie Hugo Boss und Breuninger, zuletzt für Tom Tailor. Mit gerade mal 33 Jahren wurde er dort Vorstand. Als er knapp vier Jahre später in die Geschäftsleitung der BrandRetail Company Liganova wechselte, waren viele in der Branche überrascht. Aber die Stuttgarter wollen nicht weniger als »die Zukunft des Handels« gestalten. Und genau das treibt Schumacher seit Jahren an. Doch in aufzuzeigen und rettende Umschiffungsrouten gleich mit. Und so redet der 38-Jährige, als gin- ge es um Leben und Tod. Wobei Letzterer den meisten Modetraditionalisten derzeit wohl nä- her liegt. Anklagen statt umgestalten Schumacher zufolge beschäftigt die Modein- dustrie vor allem eins – Schuldige für ihre Mi- sere finden. Mal ist es Zalando, mal sind es »die Vertikalen«, die Konsumenten oder das Wetter ... Aber wer trägt die Verantwortung für Konsumflauten, wenn bei derzeit 30 Grad nur Herbstklamotten in den Läden hängen? Der Käufer, den das Wollleibchen bei Hitze nicht anficht? Zalando, der auch weiterhin Trä- gerkleidchen vorhält, aber über nur zwei Pro- zent Marktanteil verfügt? Zara, die mit einer Woche Lieferzeit unmittelbarer auf Unwägbar- keiten reagieren können? Oder schaufeln sich die Modeveteranen am Ende ihr eigenes Grab, weil sie Kollektionen stur im Takt der vier Jah- reszeiten herausbringen? Lieber scheinen sie Jahr um Jahr tonnenweise die Ware zu verram- schen, als eingetretene Produktionspfade den veränderten Kaufgewohnheiten anzupassen. Statt jedoch über bitternötige Veränderungen sinniert die Branche weiter über Schuldige. Mit den Onlinekanälen hat sie wieder einen gefun- den, dem sie massive Frequenzrückgänge und 20 Prozent Umsatzeinbruch in die Schuhe schieben kann. »Die unbequeme Wahrheit ist, dass Digitalisie- rung weder Problem noch Heilsbringer ist«, stellt Schumacher klar. »Neue Technologien befähigen uns, in vernetzten Welten zu leben. Das rettet oder killt niemanden! Die Problema- tik liegt anderswo, aber das kann die Branche aufgrund fundamentaler Fehleinschätzungen nicht sehen«. Beispielhaft führt er die gern glorifizierten Einkaufserlebnisse an. Aber was ist schön daran, im Samstagsgedränge schlecht sitzende Kleidung anzuprobieren, hinter rarem Personal herzujachtern und letztlich nicht fün- Leuchtturmtechnik statt Ladenhüter Die Modebranche steckt tief in der Krise. Hersteller und Händler wollen den Umbruch nicht wahrhaben, meint Liganova Geschäftsführer und Ex-Tom-Tailor-Vorstand Dr. Marc Schumacher und zeigt, wie Kleidung sich heute wirksam verkaufen lässt. den Führungsetagen konnte er die überholten Effizienzparadigmen bestenfalls evolutionie- ren. Die nun beratende Position lässt ihm größere Spielräume. Kunden, die zu ihm kommen, wollen ihre Markenführung wirk- lich auf »communitybased« umkrempeln. Und firmeneigene Produkt- und Softwareent- wicklungen, die den Wandel an vorderster Front mitgestalten, macht das noch reizvoller. Aktuell jedoch steht der »Digitalvisionär« auf der Bühne der internationalen Handelstagung des Gottlieb Duttweiler Instituts. Vor ihm 230 vorwiegend etablierte Händler, Hersteller und Dienstleister, mit ihm 25 Minuten. Das ist sportlich wenig Zeit, um den mächtigen Eis- berg, auf den die Modeindustrie zusteuert, Dr. Marc Schumacher

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