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GCM 4-2016

  GCM 4 / 2016 GERMAN COUNCIL . Effizienz ein ipad habe ich erst seit zwei Jahren, finde es aber prima. Gibt es auch Dinge, die Ihnen mal richtig miss- glückt sind?  Claus Wisser: Ende der 80er Jahre war ich auf der Suche nach einem Unternehmen im pro- duzierenden Gewerbe – frei nach dem Motto »Wir können uns nicht nur alle gegenseitig waschen«. Durch anhaltenden Erfolg ver- wöhnt – Jung-Siegfried-Syndrom – stieß ich auf die am Boden liegende Textilindustrie und erwarb innerhalb kürzester Zeit einen Nähfadenher- steller, mehrere Baumwollspinnerei- en, mehrere Webereien und eine Stoffdruckerei – insgesamt über eine Milliarde D-Mark Umsatz; die Akqui- sition war weitestgehend bankfinan- ziert. Am Anfang hatte ich Hoffnung, dass mir gelin- gen sollte, was Anderen nicht gelang, aber bald nahm die Geschichte ihren Lauf. Stück für Stück wickelte ich ein Unternehmen nach dem ande- ren ab und zahlte die aufgelaufenen Schulden durch Auflösung stiller Reserven und Erträge aus dem Dienstleistungsbereich zurück. Worin sehen Sie denn andererseits Ihre größ- te Leistung?  Claus Wisser:  Die liegt wohl darin, das syste- matische Wachstum des Unternehmens über einen Zeitraum von rund 50 Jahren möglich ge- macht und den Übergang auf die nächste Ge- neration völlig einvernehmlich und mit großem Erfolg geregelt zu haben. Mein Sohn und seine Mannschaft besitzen mein volles Vertrauen. haben den Vater für ein Jahr freigestellt, bei weiterhin vollen Bezügen, und werden ihm helfen, sein Leben neu zu regeln. Ich habe persönlich die Patenschaft für sein jüngstes Kind übernommen. Sie sind sehr sozial eingestellt, aber auch be- kannt für ihr politisches und gesellschaftliches Engagement.  Claus Wisser:  Noch während der Schulzeit bin ich in die SPD eingetreten. Über viele Jahre, bis zu meinem 35. Le- bensjahr, habe ich mich kommunal- politisch engagiert. Ich bin ein poli- tischer Mensch, aber kein Politiker. Ich habe im Laufe meines Lebens zu- dem gelernt, dass der politisch an- ders Denkende nicht dein Feind sein muss. Insofern habe ich heute in al- len Parteien gute Freunde. Ihrem ältesten Freund, Michael Herrmann, haben Sie geholfen, das größte deutsche Mu- sikfestival zu gründen und bis heute durchzu- führen.  Claus Wisser: Nächstes Jahr haben wir Jubilä- um. Das RMF wird 30 Jahre alt. 150 Konzerte an 50 Veranstaltungsorten verzaubern den Rheingau jedes Jahr mit einem Sommer voll Musik. Neben der Liebe zur Musik war ent- scheidend, meinem Freund zu helfen – und dies gilt bis heute. Gibt es weitere gesellschaftliche Engagements?  Claus Wisser:  Seit vielen Jahren bin ich Mit- glied im Vorstand der Freunde der Johann-Wolf- gang-Goethe-Universität – als Ausgleich für das im fünften Semester abgebrochene Studium. An welches zwischenmenschliche Erlebnis er- innern Sie sich heute noch besonders?  Claus Wisser: Mein zweiter Auftrag 1965 war ein Hochhaus eines italienischen Süßwaren- herstellers. Für die Vergabe war eine Proku- ristin im Einkauf zuständig. Ich bemerkte von Anfang an ihre Sympathie und bekam auch den Auftrag, was für sie ein hohes Risiko dar- stellte. Ich war mir dieser Verantwortung im- mer bewusst und passe bis heute auf, dass dieser Auftrag besonders gut abgewickelt wird. Die Dame, mit der ich mich nach ihrer Pensionierung angefreundet habe, wurde weit über 90. Ich habe sie bis zu ihrem Tod persönlich betreut. Unser beider Geheimnis war, dass ihr Mann im Krieg gefallen war und der 1942 geborene Sohn namens Klaus auf der Flucht verstarb. Sie haben doch bei der WISAG auch eine Stif- tung?  Claus Wisser:  Ja, KIWI – Kinder der WISAG, gegründet 2015, um Familien und Mitarbei- terkindern in schwierigen Situationen zu hel- fen. Unlängst erfuhr ich durch eine Kundin von einem großen Unglück, dass einem unse- rer Mitarbeiter widerfahren ist. Die Mutter von drei Kindern war bei der Geburt des drit- ten Kindes verstorben. Ein Fall für KIWI. Wir © Volker Dziemballa / vollformat – Agentur für digitale Medien ›Ich habe im Laufe meines Lebens gelernt, dass der politisch anders Denkende nicht dein Feind sein muss.‹ Claus Wisser

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