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GCM 4-2016

  GCM 4 / 2016 GERMAN COUNCIL . Effizienz Sein eigenes Ding zu machen, ist doch durch- aus etwas Positives. Wenn du mit dem Rü- cken zur Wand stehst, hast du keine Wahl – es geht nur nach vorne! Eine zupackende Art hatte ich schon als kleiner Bub. Im Geschäft meines Vaters half ich oft aus. Ich bin wohl ein Mensch mit einer hohen praktischen In- telligenz und dem, was man gern als gesun- den Menschenverstand bezeichnet. Gab es ein Schlüsselerlebnis in Ihrem Leben?  Claus Wisser:  In dieser Situation warst du immer auf der Suche nach einem Job. Davon gab es zweierlei: die angenehmen – Autofah- ren für drei Mark die Stunde – und die unan- genehmen, die keiner machen wollte. Dazu ein Beispiel: Am Schwarzen Brett der Studen- tenvermittlung wurde ein Job angeboten – Teppichklopfen im Frankfurter Westend. Der war gut bezahlt (acht Mark die Stunde) aber keiner wollte ihn haben. Doch ich nutzte die Chance. Der Hausherr war Diamantenhänd- ler, seine Frau Eigentümerin eines Modesalons, seine Mutter und Schwiegermutter kümmerten sich um den Frühjahrsputz. Die ganze Wohnung war mit Orientteppichen ausgelegt, die es zu reinigen galt. Alle waren froh, dass sich überhaupt einer auf den Job meldete. Die Haus- frau erschien als Erste, war überaus dankbar und steckte mir 20 Mark in die Tasche mit der Bemerkung »Sagen Sie bit- te nichts der Oma!«. Der Ehemann erschien zwei Stunden später, war noch dankbarer, denn ansonsten wäre er dran gewesen. Er steckte mir ebenfalls 20 Mark in die Tasche mit der Bemerkung »Sagen Sie bitte nichts der Oma!«. Die Arbeit war getan. Ich bat um Abrechnung. Beide Mütter boten mir an, doch erst einmal zu duschen, während sie in der Zwischenzeit ein leckeres Bauernfrüh- Rat war: »Melden Sie doch ein kleines Gewer- be an und reinigen nachts unser Büro – dann haben Sie genug Zeit für Ihr Studium am Tage!« Und so begann alles am 15. März 1965 mit ei- nem Mitarbeiter – mir selbst – und einem Kunden. Ende des Jahres waren es schon 20 Beschäftigte, die ich von meinem möblierten Zimmer aus mit geschenkter Schreibmaschine und Fahrrad zum Einsatz brachte. Personal- mangel machte es aber häufig erforderlich, dass ich selbst die ganze Nacht mitarbeiten musste. Und wie sah es finanziell aus? Mit welcher Phi- losophie haben Sie Ihr Unternehmen nach vorn gebracht?  Claus Wisser:  Im ersten Jahr war der Jahres- umsatz fünfstellig; heute liegt er (WISAG-Grup- pe) bei nahezu zwei Milliarden. Ich habe mich nie an Wettbewerbern orientiert. Wenn mein Vater uns Kinder ausschickte, um zu schauen, ob es bei den Wettbewer- bern auch schlecht lief, war meine Antwort: »Wenn es denen auch schlecht geht, geht es uns nicht bes- ser!« Vielmehr habe ich die Firma so geführt, dass ich auch als Angestell- ter in ihr gerne gearbeitet hätte. Mei- ne Orientierung waren stets die Kun- den und die Mitarbeiter. Es hat sich herausgestellt, dass diese Entscheidung richtig war. Die Akzeptanz der WISAG-Werte bei Kun- den und Mitarbeitern ist extrem hoch. In jüngster Zeit haben Sie gerade den Immobi- lientyp Shopping Center für sich entdeckt und sich über eine Reihe von großen Aufträgen im Bereich Facility Management freuen können. Sehen Sie auch noch größere Wachstums- chancen?  Claus Wisser:  Die Ansprüche dieser Kunden- gruppen werden immer größer. Wer sich dar- auf einstellt, hat langfristig gute Chancen. Die Digitalisierung hat auch Ihr Geschäftsmo- dell längst erreicht. Wie bewerten Sie die Ent- wicklung und wie halten Sie es selbst mit der Technik?  Claus Wisser: Den Fortschritt kann man nicht aufhalten und in ihm liegen ja auch viele Chancen. Es wird aber immer auf das Fachwis- sen ankommen. Roboter sind auch nur so gut, wie die, die sie bedienen. Da wird es sich in der Praxis noch zeigen, wer am Besten damit zurecht kommt. Im Gegensatz zur Firma, die immer auf einem hohen Stand im Bereich IT war, hat mich das persönlich nicht wirklich in- teressiert. Einen Computer benutzte ich nie, stück zubereiteten. Sie leisteten mir beim Es- sen Gesellschaft. Es war 15 Uhr und 56 Mark wurden fällig, zusammen also 96. Dafür hätte ich lange VW-Bus fahren müssen. Welchen Eigenschaften verdanken Sie rückbli- ckend wohl am meisten Ihren Erfolg?  Claus Wisser:  Kreativität, Fleiß, Durchhalte- vermögen und Belastbarkeit. Verkürzt sage ich gern auch »Inspiration und Transpiration«. Wie begann denn konkret Ihre unternehmeri- sche Tätigkeit?  Claus Wisser:  Während meines BWL-Studi- ums in Frankfurt kam ich zum ersten Mal mit dem neuen Finanzinstrument »Leasing« in Berührung. Unser Professor für Bankbetriebs- lehre war damit beschäftigt, das erste Lea- singhandbuch herauszugeben und ich dach- te, wenn du in einer Leasinggesellschaft ei- nen Studentenjob bekämest, könntest du Leh- re mit Praxis verbinden. Das damalige Unternehmen »Maschinenmie- te« (heute Deutsche Leasing AG) wuchs sehr schnell und die tägliche Arbeitszeit überstieg bei weitem die ursprünglich vereinbarten vier Stunden täglich. Was zur Folge hatte, dass mir mein damaliger Chef, Prof. Dr. Dietz, bei einem Glas Rotwein erklärte, dass das nicht so weiter ginge, wenn ich nicht mein Studium verbummeln wollte. Unter anderem war ich zuständig für Sauberkeit in der Küche und der © Volker Dziemballa / vollformat – Agentur für digitale Medien ›Einen Computer benutzte ich nie, ein ipad habe ich erst seit zwei Jahren, finde es aber prima.‹ Claus Wisser

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