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GCM 4-2013

GCM 4 / 2013   GERMAN COUNCIL . leidenschaft rück. Geld war knapp, die Schuhe auch. Wir begannen mit Kohle und Koks zu handeln, um an Werkstoffe zu kommen. Mein Freund hatte Pappelholz organisiert, daraus und aus Fallschirmgurten haben wir 50.000 Paar Sandalen hergestellt. Robers: Woher wissen Sie, was die Menschen wollen? Das kann man nur durch Beobachtung und Erfahrung herausfinden. Wie im Studium ist es ein gewisses systematisches Lernen, das ich auf viele Bereiche übertragen habe. Innovationen waren ständig nötig: 1956, mit dem vierten großen Laden, mussten wir die Warenwirt- schaft neu organisieren. Im Prinzip besteht das System noch heute, jetzt allerdings digital. Geld war anfangs eher knapp, Fehltritte konn- te man sich nicht erlauben. Die British Shoe Corporation suchte da- mals den Austausch mit uns, weil wir unser Geschäft auch aktiver ent- wickelten. Ich besuchte sie in London. Was ich dort sah, war eine Art von Selbstbedienung: Die Schuhe standen paarweise, nach Farben und Größen geordnet, auf dem Regal. Diese Art Vorwahlsystem war in Deutschland noch unbekannt – zurück in Oberhausen, haben wir unseren größten Laden sofort umgebaut. Jung: Das war ja eine Revolution! Wir zählten zu den ersten, aber das war erst eine Vorstufe. Die richti- ge Innovation kam in den 80ern. Wir waren auf 100 Filialen gewach- sen, übernahmen 1973 die Firma Dosenbach, die bis heute in der Schweiz existiert. 1983 fuhr ich nach Amerika – Raleigh in North Caro- lina. Ein Besitzer mit ungeklärter Nachfolgeregelung wollte mir seine Ladenkette verkaufen. In seinem Laden gingen mir sofort die Augen auf: Die Schuhe standen nach Artikeln geordnet in ihren Kartons und je ein Schuh oben drauf, sodass man das Modell sehen konnte. Er nannte es Rackroom-System. Über seine 16 Läden wurden wir uns schnell handelseinig – heute sind es 400. Jung: Wie ging es mit den Rackrooms weiter? Zurück in Deutschland habe ich die Rackrooms sofort eingeführt. Seit- her finden Kunden die gewünschten Schuhe selbst und die richtige Größe gleich mit dazu. Vorbei war es mit dem Leiternsteigen – Schu- he von oben herunterholen, während Kunden unten die Schuhe ange- zogen bekamen. Die Änderung war einschneidend. Der Rackroom hat sich durchgesetzt, weil er die beste Lösung ist. Der Kunde hat die Frei- heit, sich alles anzusehen – wir müssen die Schuhe nur geordnet prä- sentieren und bei Bedarf beraten. Jung: Warum glauben Sie, strömen die Leute heute wie früher so stark in Ihre Läden? Na, weil ihnen die Schuhe und die Läden gefallen. Die leichte Art, sich umzuschauen, das Schuhe-Finden in einer großen Auswahl. Und wir sind schnell. Taucht ein neuer Modetrend auf, der uns gefällt, kommt er direkt in unser Sortiment.

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