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GCM 4-2013

  GCM 4 / 2013 GERMAN COUNCIL . FOREN Architektur, die verführt Unter diesem Motto stand das diesjährige Architekturforum in Frankfurt am Main, das von den Forenleitern Markus Lentzler, Geschäftsführer Architecture der ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, und Karl Schwitzke geleitet wurde. Der Geruch frischen Öls und polierter Oldtimer in der Frankfurter Klas- sikstadt war so eindringlich, dass die Teilnehmer des Forums kaum mehr an Shopping Center denken konnten. Andererseits konnte diese »Garage für Oldtimer« nicht auch ein erstes Beispiel für gelungene Verführung sein? Klaus Sielker, Geschäftsführer der Agentur Goldener Hirsch in Hamburg, verknüpfte dann auch gekonnt seine Grundregel, dass werbliche Verfüh- rung anziehend, sympathisch und freundlich sein soll, mit der Realität für viele unserer heutigen Shoppingbesuchern in den Parkhäusern. Wie, fragt er, soll beim Anblick vieler Parkhäuser die Darstellung der Marke Shopping Center gelingen? Wie ist hier an die Kunden gedacht worden? Wo ist die Convenience? Welche Anregungen kann man aus einem »simplen« Übergabeort für den neuen Wagen wie z. B. in der Autostadt in Wolfsburg bekommen? Wie viel Architektur ist Attraktion (z. B. Elbphilharmonie) oder wie viel Erlebnis (z. B. Abercrombie + Fitch) muss geschaffen werden? Seine Antwort auf diese Fragen und sein Fazit, das die Vorteile des Off- linehandels gegenüber dem Onlinehandel auf den Punkt bringt: kreiere Räume, die dem Netzerlebnis standhalten. Beispiele aus der Arbeitswelt, sei es u. a. das Unilever Haus in Hamburg oder auch der Googleplex in Mountain View, Kalifornien, können Pate stehen bei der Aufgabe, Erlebniswelten und Begegnungsräume zu ge- stalten. Die Shopping Center haben noch eine Menge Potenzial, Aufent- haltsqualitäten für die Kunden zu schaffen und soziales Zusammenkom- men zu einem spannenden und unvergesslichen Erlebnis zu machen. Wie so etwas gelingt, zeigte uns die Bühnenbildnerin Pia Jansen. Ihre Werke erzählen auf engstem Raum Geschichten. Pia Jansen vertritt die These, dass die Drehbücher im Kopf entstehen. Da die Menschen das Bedürfnis nach Überblick haben, bauen sie sich in ihren Vorstellungen Bilder, die ihnen Orientierung geben. Der Ort gewinnt an Attraktivität. Geschichtenerzähler und Zauberer sind genauso authentisch wie Bilder, Farben, Gerüche und Klänge. Erinnerungen an Hitchcock werden wach. Wie schafft man es, neben dem eigentlichen Drehbuch das innere Drehbuch zu aktivieren? Welche Geschichte soll erzählt werden, welches Gefühl soll erreicht werden? Haben Sie auch festgestellt, wie schnell man bei dem Geruch von Marzi- pan an Weihnachten denkt? Prof. Linda Breitlauch, Professorin und Fachbereichsleiterin für Game- design an der Mediadesign Hochschule in Düsseldorf, zeigte auf, wie die Verschmelzung der Realität mit der Imagination stattfindet. Kennen Sie eines der erfolgreichsten Games in diesen Tagen? Jawohl, baue die Ar- chitektur deiner Umgebung oder besondere Bauwerke in drei Dimensio- nen. Irgendwann ist die gesamte Architektur der Welt dreidimensional nach- gebildet. Ein Spiel, das die Menschen fesselt. Sie identifizieren sich mit ihrer Umwelt, ihren Bauwerken. Auch wenn Gamedesign in erster Linie Leveldesign ist, spielt Architektur immer eine Rolle. Mittelalter, Science Fiction oder moderne Architektur bestimmen unbewusst, was den Menschen vertraut oder lieb wird. Längst ist die schemenhafte Darstellung von Umgebung und Architektur einer fotorealistischen Darstellung gewichen. Nicht nur Werbung, Mode oder die Autos, auch die Spiele, mit denen wir uns beschäftigen, haben einen zunehmenden Einfluss darauf, was uns vertraut ist und spontan sympathisch erscheint. Architektur, die verführt, muss an diese Gefühle anknüpfen. Michael Beye von Beye Scheid Architekten zeigte anhand der Entwick- lung von Hoteldesign, wie sich der Anspruch der Kunden verändert. Der Standard eines Hotels, wie er vor zehn Jahren galt, würde heute kaum noch einen Kunden anlocken. Die Zimmer müssen trotz unterschied­ licher Größe maximalen Komfort bieten. Das Design unterstützt dabei die Marke. Von »classy« zu »lifestyle« – alles folgt dem angebotenen Produkt. Gym, Pool und Sauna sind längst nicht mehr den Luxusherber- gen vorbehalten. Mit immer neuen Inszenierungen versuchen die Ho-

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