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German Council Magazin 1/2015

  GCM 1 / 2015 GERMAN COUNCIL . Exzellenz Theater bleibt – Inszenierungen wechseln Zwei der angesagtesten deutschen Ladendesigner über Gegenwart und Zukunft in der Mall- und Shopgestaltung Worauf kommt es heutzutage bei Ladenbau, bei der Shopfassaden- und –Innengestaltung an? Wir fragten nach bei zwei der aktuell gefragtes­ ten deutschen Innendesignern und -architekten, Wolfgang Gruschwitz (München) und Karl Schwitzke (Düsseldorf), was für sie exzellente Umsetzung auf diesem Sektor heißt. Worauf sollten Center-Entwickler hinsichtlich der Shopgestaltung heutzutage besonderen Wert legen? Karl Schwitzke: Zuallererst müssen sich die Center selbst als Dachmarke begreifen und positionieren. Dazu gehört unabdingbar die Entwicklung einer eigenen, tragfähigen Story. Sie muss mit dem jeweiligen Standort zu tun und einen regionalen Bezug haben, in sich schlüssig sein. Nur so kann sich eine Akzep- tanz bei den Menschen vor Ort einstellen. Aus der Story heraus entwickelt sich dann eine ganz eigene, folgerichtige Gestaltungsspra- che für die Architektur, das Innendesign, die Grafik und Kommunikation. Unsere Herange- hensweise an ein Shopping Center unterschei- det sich somit grundlegend von der eines klas- sischen Hochbaubüros. Wir denken immer stark von der Konsumentenseite und sind marketinggetrieben. Die Frage nach dem Mehrwert für den Konsumenten ist dabei ent- scheidend. Warum soll er in das jeweilige Shopping Center kommen? Was ist das Ein- prägsame an diesem Ort, was bleibt haften? Erfolgreiche Mall-Konzepte aus dem Ausland liefern da gute Beispiele: die Dubai Mall mit ihrem Aquarium oder die Mall of Emirates samt Skihalle. Aber es müssen nicht zwangs- läufig solche Superlative sein, um die Einzigar- tigkeit der Mall herauszustellen. In unserem jüngsten Projekt, dem Palais Vest in Reckling- hausen, setzen wir auf einen starken histori- schen Bezug zum Standort, die Gestaltung greift das Thema »Historische Schlösser« in vielen Facetten auf. Im nächsten Schritt ist ent- scheidend, wie der Mietermix zusammenge- stellt wird. Auch hier muss alles zur Positionie- rung des Centers als Dachmarke passen. Wolfgang Gruschwitz: Zum einen sollten die Center-Entwickler auf eine flexible Einteilung der Flächen, auf Freiheiten im Bereich Fassa- dengestaltung und Individualität Wert legen. Zum anderen aber auch auf die Möglichkeit, rund um die Uhr geöffnet zu haben und inspi- rative Zonen zu schaffen, die mit Pop-Ups, Events oder anderen neuen und alten Service- plattformen gefüllt werden können. Ferner aber auch auf noch mehr Atmosphäre, bei- spielsweise über die Integration von Natur (»urban farming«). Gedanken zu Online- »click & collect«-Installationen fehlen derzeit fast noch komplett, da die Mietverträge im- mer noch nach Umsatz anstatt nach Frequenz berechnet werden, und Soziale Medien und Internetzugänge sind längst noch nicht selbstverständlich. Schließlich sollte man aber auch neue Ideen entwickeln und Umsetzungs- bereitschaft zeigen, um mit gezielten Events zur Frequenzerhaltung beitragen zu können. Individualität und Einheitlichkeit bei der Shop- gestaltung in Einkaufscentern gleichwertig zu berücksichtigen, klingt nach einer Herkules­ aufgabe. Wie gelingt das trotzdem? Karl Schwitzke: Eine Einheitlichkeit in der Shopgestaltung ist in unseren Augen nicht sinnvoll. Vielmehr raten wir unseren Kunden, soviel Vielfalt wie möglich zuzulassen bei der Ausgestaltung der Mieterfassaden. Man kann es mit einem Bühnenstück vergleichen: Das Center stellt das Theatergebäude dar, welches immer konstant ist, die Inszenierungen – sprich die Läden – wechseln. Dabei dürfen und sollen die einzelnen Stücke ebenfalls prägnant und individuell sein, die Centerbetreiber soll- ten lediglich im Hinblick auf die Designqualität steuernd eingreifen und viel Freiraum für die Ausgestaltung der Marken zulassen. Mit unse- rem Projekt »Pasing Arcaden« haben wir die Erfahrung gemacht, dass gerade die Vielfalt der Fassaden zur Wirtschaftlichkeit beiträgt. Insbesondere offene Fassadenlösungen ma- chen das Produkt besser sichtbar und zugäng- lich für den Kunden. Das ist vor allem für schwächere Marken vorteilhaft. Die starken Marken machen ihre Umsätze ohnehin. Wolfgang Gruschwitz: Die Vorgaben der Shopping-Center-Betreiber sind generell schon eine Unterstützung, denn auf diese Weise wird die Außenwirkung und somit die Orientierung für die Kunden erleichtert. AufWolfgang Gruschwitz Karl Schwitzke

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