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German Council Magazin 1/2015

  GCM 1 / 2015 GERMAN COUNCIL . Exzellenz Was sagen Sie als Aufsichtsratsvorsitzender zum jüngsten Coup, den Vertrag für die Entwicklung und Grundstücksübertragung des multi- funktionalen Überseequartiers in der Hamburger Hafencity? RRW: Nach fast zehn Jahren Akquisition sind wir natürlich alle sehr stolz auf dieses neueste mfi-Produkt. Das Übersee-Quartier wird ganz sicherlich eine zukunftsweisende Entwicklung darstellen, vielleicht so wie damals die Riem Arcaden im München, wo mfi erstmals ein multi- funktionales Objekt realisieren konnte. Aber natürlich noch mal 100 Prozent anspruchsvoller. Aber das können wir ja. Solch große Projekte sind kaum noch zu toppen. Überhaupt gibt es in Deutschland nicht mehr allzu viele Flächen, die Entwicklungsraum für große, dominante Einkaufszentren realistisch erscheinen lassen. Wird Center-Deutschland dennoch signifikant weiter wachsen oder das On- line-Einkaufen die Großcenter zu kleinen Showroom-Ansiedlungen schrumpfen lassen? RRW: Ich denke, dass wir nur noch wenige neue, wirklich große Center- Entwicklungen sehen werden. Auch bei den kleineren wird es sich dar- auf reduzieren, bestehende Agglomerationen neu zu definieren, aber weniger, solche neu zu schaffen. Der Internethandel gibt hier tatsächlich Grenzen vor, die wir bisher nicht kannten beziehungsweise erst noch kennen lernen. Unsere Mieter wer- den sich immer weniger mit neuen Flächen anfreunden, wenn sie die dort früher möglichen Umsätze auch im Internet realisieren können. Es sei denn, man wirkt dem entgegen. RRW: Die Chance hat der große Markt, der meeting place, der Basar – dort, wo man sich trifft, sich austauscht und feststellt, was der andere will, sucht oder kauft. Also jene Anregungen findet, die man alleine am Laptop eben nicht hat. Wir werden deshalb – bis auf Ausnahmen – die vorhandenen Standorte weiter zu entwickeln haben, was natürlich eine noch anspruchsvollere Aufgabe für uns darstellt. Ferner müssen wir den saturierten Eigentümer davon überzeugen, dass seine Zeit – über kurz oder lang – abgelaufen ist. Das will er uns natürlich nicht glauben. Er besitzt eine weitgehend ab- geschriebene Immobilie, macht satte Renditen, investiert das Notwen- digste, aber realisiert nicht, dass sein Wettbewerb – nämlich der On- line-Handel – ihm die Umsätze und Mieter nimmt. Die Besitzer dieser vorhandenen, teilweise hervorragenden Standorte, ha- ben eine hohe Verantwortung dafür, dass der stationäre Einzelhandel nicht nur in den High Streets, sondern auch in den Shopping Centern überlebt. Sie sind heute in der beneidenswerten Position, sich all dies aus und mit einer gewissen Distanz anzuschauen. Die beträgt an mehreren Monaten im Jahr mehr als 18.000 Kilometer Luftlinie, denn Sie besit- zen seit vielen Jahren ein großes Anwesen in Neuseeland und bauen dort Wein an. Aber nicht nur das, nicht wahr? RRW: Die Distanz zu haben, macht vieles einfacher. Insbesondere, dass man nicht sofort reagieren muss, schon weil man nicht kann. In Neuseeeland habe ich vor 15 Jahren angefangen, ein Weingut aufzu- bauen und auch eine zweite Heimat zu schaffen. Das ist mir ganz gut gelungen. Unsere Weine zählen zu den Besonderen hier – sogar welt- weit. Das mit der zweiten Heimat ist ebenfalls gelungen. Ich wollte mir aber auch beweisen, dass ich auch etwas anderes als Einzelhandel und Shopping Center kann. Ich habe eine Marke aufgebaut – »Ele- phant Hill« -, die heute nahezu jeder in Neuseeland kennt, England kommt gerade dazu. Zur Markenunterstüt- zung gehört auch ein Restaurant, das gerade zu einem der zwölf besten in Neuseeland gewählt wurde. Wir pro- duzieren fantastische Weine – weiß und rot – die tatsächlich und sprichwörtlich in aller Munde sind. Entstanden und gewachsen ist ein Unternehmen, das landwirtschaft- lich orientiert ist und mir bewusst gemacht hat, wie abhängig wir von der Natur sind. Da können Sie noch so viel »managen«, der Wet- terbericht bestimmt! 2011 hatten wir 15 Hektar neu angepflanzt. Ein Jahrhundert-Unwetter, angesagt für das nächste Jahrhundert, kam viel früher als vorhergesagt und schwemmte unsere Anpflanzung einfach weg. Schaden: eine Milli- on und fünf Jahre Entwicklungszeit! Aber genau darin liegt die Heraus- forderung: etwas ganz anderes zu tun und auch darin zu bestehen. ›Es ist eine große Herausforderung, etwas ganz Anderes zu tun und auch darin zu bestehen.‹ Ralf Roger Weiss Kennen sich noch bestens aus gemeinsamen mfi-Zeiten: Ralf Roger Weiss und GCM-Chefredakteur Thorsten Müller, der bei den Essenern sechseinhalb Jahre die Öffentlichkeitsarbeit verantwortete.

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