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GCM 4-2014

  GCM 4 / 2014 GERMAN COUNCIL . Change I – Gesellschaft und Technik sind Beispiele dafür, wodurch eine erhöhte Einkaufs- und Aufent­ haltsqualität geschaffen werden kann. Ein anderer Trend, der im Kielwasser des demografischen Wandels schwimmt, ist die steigende Zahl der Single-Haushalte in Deutsch­ land. Mehr als ein Drittel seien es bereits, wie das Statistische Bun­ desamt Mitte des Jahres bekannt gab. Und so werden die Verände­ rungen in der Bevölkerung auch auf die Produkte durschlagen. Die Packungen werden kleiner. Preis- und Informationsschilder werden größer. Und gesundheitliche Aspekte kommen stärker zum Tragen. Und nicht zu vergessen ist, dass die Senioren viel Zeit zu Verfügung haben, die sie sich frei einteilen können. Der Online-Handel wird hier indirekt zur Konkurrenz für die stationären Geschäfte. »Der Kunde wird zukünftig nicht mehr unterscheiden, ob er online oder stationär einkauft«, glaubt Michael Reink Bereichsleiter Stand­ ort und Verkehrspolitik beim Handelsverband Deutschland (HDE). Die Grenzen verwischen. Für die heutigen und vor allem für die zukünfti­ gen Senioren sind Smartphone und Tablet kein Fremdwort mehr. Sie generieren einen großen Teil des Wachstums in diesem Marktseg­ ment. Ob man sich für den Online-Handel entscheidet oder doch lie­ ber in ein Ladenlokal geht, das hängt von den Angeboten ab. Das bedeutet für Handelsimmobilien, dass sie sich nicht nur als Ort für den schnellen Einkauf verstehen dürfen, sondern als Platz für Er­ lebnisse, an dem Menschen gerne ihre Freizeit verbringen. Tobias Just umschreibt es mit dem »Kaffeehaus-Gedanken«. »Die Betreiber von Handelsimmobilien müssen wie­ der das Bummeln stärken«, sagt er. Hochwertige Gastronomie anstelle des klassischen Food Courts wäre eine Lösung, die den Wünschen und Ansprüchen der Älteren gerecht wird. Da die Assets der Immobilienwirtschaft aber schon immer langlebige Investitionen waren, stellt sich der Markt schon auf die sich langsam veränderten Rahmenbedingungen ein: »Bereits heute ist vermehrt zu erkennen, dass Unternehmen und Einzelhändler auf die demografi­ sche Entwicklung gezielt reagieren und sich auf ihre zunehmend al­ ternde Kundenstruktur einstellen«, bestätigt Iris Schöberl, Vorsitzen­ de des ZIA-Ausschusses Handel und Kommunales. Hier würden insbe­ sondere die Shopping Center mit gutem Beispiel voran gehen, indem sie dem Kunden unter anderem die Möglichkeit bieten, gebündelt alle Einkäufe zeitnah nach Hause zu liefern. Auch bei Shopping-Center-Spezialist mfi untersucht man bereits die Entwicklungen, um die eigene Arbeit an die veränderten Rahmenbe­ dingungen anzupassen. »Grundsätzlich beobachten wir natürlich ge­ genwärtige Trends und führen eigene Konsumentenbefragungen durch«, sagt Dr. Karl Reinitzhuber, Co-CEO mfi. Er betont, dass die Center »ein Ort für den Konsumenten« sind und dass sie daher »in die jeweilige Region und zu ihren Einwohnern passen müssen«. Ebenso bei Sonae Sierra weiß man, dass ein erfolgreiches Shopping Center ein lebendiges Objekt ist, das sich ständig weiterentwickelt, da es sich immer wieder an Änderungen auf dem Markt und sich wandelnden Kundenprofilen anpassen muss. »Dies umfasst auch das Konsumverhalten und das demographische Profil«, sagt Thomas Bin­ der, Chef-Entwickler von Sonae Sierra. »Daher beobachten wir konti­ nuierlich sowohl den Markt als auch Verbrauchertrends.« Als Analy­ se-Tools kommen dabei Mall-Tracking und Geo-Tracking zum Einsatz. Die Schlussfolgerungen: »Derzeit steht das sogenannte Convenience- Shopping ganz oben auf der Wunschliste der Kunden«, so Binder. Die Menschen legen unter anderem Wert auf Service sowie Eco Brands und mehr Angebote aus dem Sport- und Freizeitbereich wie etwa Fit­ nessstudios.« Der ZIA sieht zudem, dass die Händler auf die Unterstützung von Poli­ tik und Kommunen angewiesen sind – nicht nur im Hinblick auf die Nahversorgung, sondern auch in Bezug auf Sortimentszulassungen, die Genehmigung von Sondernutzungen des öffentlichen Raums oder Ladenöffnungszeiten. »Nur wenn all diese Aspekte optimal auf die Anforderungen der Kunden zugeschnitten werden, sind die Händler in der Lage, ihre Läden in diesen Regionen wirtschaftlich zu betrei­ ben«, so Iris Schöberl. Auch Michael Reink sieht die Kommunen ebenfalls als wichtigen Part­ ner. Zwar können die Betreiber von Handelsimmobilien ihre eigenen Flächen gestalten, aber im öffentlichen Raum sind ihnen die Hände gebunden. Hier sind Politik und Verwaltung gefragt. Aber Reink und auch der Wirtschaftswissenschaftler Tobias Just sehen auch noch Nachholbedarf bei den deutschen Handelsimmobilien. Im Zuge der Revitalisierung bestehender und beim Bau neuer Shopping Center wird man sich die Frage stellen müssen, wie sie generationen­ freundlich und barrierefrei gestaltet werden können. Das Unternehmen Bouwfonds geht davon aus, dass sich durch die An­ sprüche der sogenannten »Best Ager« oder der »Generation Gold« auch die Ansprüche an die Immobi­ lien ständig verändern werden. »Um für diese – mit Blick auf den Bevölkerungsanteil und die Kauf­ kraft immer wichtiger werdende – Zielgruppe attraktiv zu bleiben, sind inzwischen regelmäßige Moderni­ sierungen in einem Turnus von fünf bis zehn Jahren notwendig«, sagt Martin Eberhardt, Geschäftsführer Bouwfonds Investment Management Deutschland. Deswegen plant Bouwfonds 2015 die Auflage eines Einzelhandels-Re­ furbishment-Fonds im Bereich europäischer Shopping Center. Das Zielvolumen liegt bei 500 bis 750 Millionen Euro. Der Fonds soll in gut positionierte oder standortbestimmende Shopping Center in Deutsch­ land, Frankreich oder den Niederlanden investieren, die modernisiert oder neu positioniert werden müssen. »Wir sehen sowohl bei deut­ schen als auch bei anglo-amerikanischen Investoren großes Interesse. Letztere wünschen sich etwas mehr Rendite bei bewusst höherem Ri­ siko«, so Eberhardt. Trotz all der Lösungsansätze und Investitionen sagt Iris Schöber aber: »Generell gibt es kein Patentrezept für den Umgang mit dem demo­ grafischen Wandel.« Und auch Tobias Just glaubt, dass es nicht nur eine Antwort gibt. »Eine Lösung werden viele Menschen in vielen un­ terschiedlichen Unternehmen finden.« Ein Beitrag von David Huth, Redaktionsbüro Appelt & Huth ›Der Kunde wird zukünftig nicht mehr unterscheiden, ob er online oder stationär einkauft.‹ Michael Reink, Handelsverband Deutschland (HDE)

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