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GCM 4-2014

  GCM 4 / 2014 GERMAN COUNCIL . Change I – Gesellschaft und Technik Kein Patentrezept, doch viele richtige Wege Der demografische Wandel verändert auch das Shopping-Verhalten – was ist zu tun? Die Bevölkerung schrumpft, die Lebenserwartung der Menschen steigt. Gleichzeitig wächst die Zahl der Single-Haushalte in den Städten. Das hat Folgen. Auch der Einzelhandel und die Shopping-Center-Branche sind da- von betroffen. Wer am Markt erfolgreich sein will, der muss sich auf den demografischen Wandel einstellen. Die Klischees über den typischen Seni- oren treffen aber nicht mehr zu. Die neuen Alten sind fitter und pflegen ei- nen individuellen Lifestyle. Die Tendenz zum One-Stop-Shopping mit Er- lebnischarakter ist hier die große Chance der Einkaufszentren – sofern sie ihre älteren Kunden zu verstehen lernen. Der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Tobias Just von der Universi­ tät Regensburg vergleicht den demografischen Wandel mit einer »Gletscherbewegung«. Just ist gleichzeitig auch wissenschaftlicher Leiter der IREBS Immobilienakademie. Die schleichende Entwicklung kommt daher, dass nach dem 2. Welt­ krieg die jährlichen Geburtenzahlen bis Mitte der 1960er Jahre stark anstiegen. Diese geburtenstarken Jahrgänge – die sogenannten Ba­ byboomer – gehen in den kommenden Jahrzenten in Rente. Ab den 1970er Jahren gingen die Geburten pro Jahrgang zurück. Das Statistische Bundesamt prognostiziert daher, dass der Anteil der unter 20-Jährigen von rund 18,1 Prozent im Jahr 2013 bis 2060 auf 15,7 Prozent zurückgehen wird. Im glei­ chen Zeitraum steigt die Zahl der Menschen, die 60 Jahre und älter sind, von 27,1 auf 39,2 Prozent. Die Bevölkerung schrumpft zudem von 80,3 auf 70,1 Millionen Einwohner. Die »neue Alten«, wie die Generali Altersstudie sie nennt, sind aber nicht mehr mit den Senioren von damals zu vergleichen. Bereits heute sind die 65- bis 85-Jährigen aktiver und finanziell besser gestellt als je­ mals zuvor. Die Lebenszufriedenheit ist hoch. Soziale Kontakte werden gepflegt. Und die Älteren legen einen verstärkten Wert auf Autonomie. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Folgestudie. Sie wurde im Frühjahr 2014 unter dem Titel »Der Ältesten Rat« veröffentlicht. Im Blick sind hier die 85- bis 99-Jährigen. Und diese Hochbetagten wollen ebenso aktiv am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Das Bild der Alten in der Gesellschaft wandelt sich ebenso wie die Al­ terspyramide nach obenhin breiter wird. Tobias Just spricht deswe­ gen lieber über die Chancen des demografischen Wandels, als über die Risiken. Einer sehr kritischen Sicht auf das Thema, wie sie der lei­ der in diesem Jahr verstorbene Journalist, Autor und Herausgeber Frank Schirrmacher beispielswiese in dem Buch »Das Methusalem- Komplott« einnimmt und zum Themenkomplex auch beim German Council Congress referierte, will er sich nicht anschließen. In seinem eigenen Buch »Demogra­ fie und Immobilien« schildert er, wie sich Einzelhandelsimmobilien gegen Verschiebungen in der Bevöl­ kerung rüsten können. Der Service sei hier einer der wichtigsten Fakto­ ren. Die älteren Kunden schätzen die Beratung und die soziale Kom­ ponente, die mit ihr verbunden ist. Ebenso wollen sie einen Liefer- und Aufbauservice. Letzteres hat beispielsweise der schwedische Möbel­händler Ikea erkannt. Ältere Menschen schätzen es darüber hinaus, ihre Einkäufe in der Nähe zu erledigen. Die Geschäfte müssen fußläufig erreichbar oder gut an das Netz des Öffentlichen Personennahverkehrs angeschlos­ sen sein. Ausreichend Parkplätze, die breit genug sind, sollten gerade bei den Immobilien auf der grünen Wiese vorhanden sein. Auch die Ladengestaltung muss die Senioren im Blick haben. Breite Gänge, keine Waren in tiefen Regalen, die unter Umständen nicht er­ reicht werden können. Sitzgelegenheiten für Ruhepausen. Das alles ›Die Einzelhändler sind auf die Unterstützung von Politik und Kommunen angewiesen.‹ Iris Schöberl, ZIA ©BirgitReitz-Hofmann–Fotolia.com

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