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GCM 4-2014

  GCM 4 / 2014 GERMAN COUNCIL . Change I – Gesellschaft und Technik reagieren müssen. Aktuell will sie ja mit der E-Post wieder ein bisschen Boden gut machen. Die klassische Briefpost läuft zwar in Deutschland verglichen mit anderen europäischen Ländern noch einigermaßen, nichtsdestoweniger nimmt sie auch hier weiter stark ab. 1984 gilt als Orwell-Jahr, das gern als Synonym für totale Überwa- chung benutzt wird. War die E-Mail-Einführung in diesem speziellen Jahr ein Zufall? Und: Welche Gefahren sehen Sie in diesem Zusammen- hang hinsichtlich der Faktoren Sicherheit und Zuverlässigkeit? Hier kann ich klar sagen, dass dies in keinem Zusammenhang mit dem berühmten Roman »1984« stand, sondern rein auf das Projekt bezo­ gen war. Dass Orwell aber schon früh eine Rolle spielte, wurde in unse­ rem täglichen Mailverkehr mit den USA vielfach deutlich. Zwar gab es damals noch keine NSA, aber natürlich Geheimdienste – und die lasen mit! Unsere Kollegen am anderen Ende des großen Teichs versahen da­ rum die Mails – damals nicht kostenfrei, sondern nach Volumen abge­ rechnet – am Ende des Nachrichtentextes mit einer langen Schlagwort­ liste, die bewusst solche Begriffe wie »Terrorismus« beinhaltete. So wurde die Überwachung gewissermaßen ad absurdum geführt. Es ist sehr bedauerlich, dass damals versäumt wurde, eine Datenver­ schlüsselung einzuführen. Die E-Mail ist ja heute noch immer so offen wie eine Postkarte. Dabei wäre es schon zu Beginn der 90er Jahre technisch kein Problem gewesen, sie sicherer zu machen. Doch die rasante digitale Entwicklung, der große Vorwärtsdrang hat diesen aus heutiger Sicht so wichtigen Schritt verhindert. Es war schlichtweg Nachlässigkeit. Das ist je­ denfalls meine Erklärung. An Verschwörungstheorien glaube ich nicht. Können Sie uns ungefähr sagen, wie viele Mails heute weltweit an ei- nem Tag verschickt werden? Wird dies noch weiter zunehmen oder sind bereits Grenzbereiche erreicht? Prof. Michael Rotert: Das ist natürlich schwierig zu sagen. Im Netz gibt es diesbezüglich viele unterschiedliche Zahlen. Nach meinen Recherchen würde ich folgende Werte nennen wollen: In Deutschland werden rund 400 Milliarden Mails pro Jahr verschickt, SMS dagegen machen rund 60 Milliarden aus. Weltweit werden täglich – niedrig kalkuliert – 150 Milliar­ den Mails gesendet; WhatsApp-Messages kommen im Vergleich dazu auf rund 40 Milliarden. Wissen sollte man auch, dass der Spam-Anteil dabei international 60 Prozent beträgt. In Deutschland liegt er sogar bei 80. Hierzulande ist man nicht so werbefeindlich und zudem wegen der ver­ gleichsweise hohen Kaufkraft ein beliebter Spam-Empfänger. Mit einer Mail-Verschlüsselung würden Spams völlig verschwinden. Wann haben Sie persönlich Ihren letzten Brief beziehungsweise Ihre letzte Postkarte geschrieben? Prof. Michael Rotert: Das liegt gar nicht einmal so lange zurück. Es war im August, als ich einem Pfarrer, der 80 wurde und kein Mailkonto besitzt, mit Füller eine Glückwunschkarte geschrieben habe. Sie haben drei erwachsene Kinder, alle schon über 30. Mailen die mehr oder haben bei Ihnen inzwischen Whats App und Co. eine größere Beliebt- heit beim Informationsaustausch erhalten? Prof. Michael Rotert: Natürlich haben meine drei Mädchen die Mailent­ wicklung durch mich sehr früh mitbekommen und regen Gebrauch da­ von gemacht. Heute nutzen sie allerdings mehr den Familienchannel von WhatsApp. Ich dagegen habe mich vor einiger Zeit davon verabschiedet und bin zum Schweizer Anbieter »Threema« gewechselt, der eine Daten­ verschlüsselung besitzt. Der Server steht auch nicht in den USA, sondern im Alpenländle. ›Dass Orwell aber schon früh eine Rolle spielte, wurde in unserem täglichen Mail- verkehr mit den USA vielfach deutlich.‹ Prof. Michael Rotert

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