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GCM 2-2017

GERMAN COUNCIL . POLITISCHE ARBEIT Ach was: »Der stationäre einzelhandel sollte in jedem Fall darauf achten, sein Alleinstellungsmerkmal nicht zu verlieren – nämlich, dass er die Produkte, die er anbietet, auch in ausreichenden Men- gen vorrätig hat. Als Kunde möchte ich das Produkt, das mir ge- zeigt wird und das ich anfassen kann, auch gleich mitnehmen – und nicht online im Laden bestellen. Sonst brauche ich gar nicht erst hinzugehen.« VOLKER KAUDER Fraktionschef der CDU/CSU im Bundestag, über die (R)Evolution im Einzelhandel zum Umbruch. Das haben auch die Wirtschafts- weisen der Unionsfraktion im Bundestag er- kannt und ein Positionspapier auf den Weg ge- bracht: »Einzelhandel 4.0 – die (R)Evolution ei- ner Branche begleiten und gestalten«, das im November vorigen Jahres mit Vertretern aus Wirtschaft, Handel, Wissenschaft, Behörden und Verbänden wie dem GCSC auf einem Kongress diskutiert wurde. Zentrales Thema: die Herausforderungen, de- nen sich der Einzelhandel (und die Politik) an- gesichts der wachsenden E-Kommerzialisie- rung nolens volens stellen müssen. Prominenter Gast war EU-Digitalkommissar Günther Oettinger, der den Mittelstand gerade- zu beschwor, »sich für das digitale Zeitalter fit zu machen«. Spätestens im Jahr 2020, so der EU-Politiker, sei E-Commerce die prägende Han- delsform. Dann müsse der Mittelstand in einem »grenzüberschreitenden Verbund« funktionie- ren, um gegenüber den großen Playern beste- hen zu können. Die zentralen punkte aus der Sicht des handels: • Die Digitalisierung im Einzelhandel ist un- umkehrbar. Das gilt nicht nur für die ganze Branche, sondern auch für die Hersteller von Waren, kommunale Verwaltungen und die Politik, die dafür die Rahmenbedingungen schaffen muss. Neben dem (realen) Gespenst der alles überwu- chernden Digitalisierung (»Mehr als ein Online- Shop«) geht es in dem Positionspapier der Union aber auch um Zukunftsmodelle der Nahversor- gung auf dem Land, Big Data und Datenschutz. • Stationärer Handel und Online-Handel sind als gleichberechtigte, sich ergänzende Part- ner zu verstehen. Das Grundverständnis für einen fairen Wettbewerb muss im Kartell- recht fest verankert sein. Dabei konnte Jochen Pfeiffer, wirtschaftspoliti- scher Sprecher der Unionsfraktion, der manchen als Bedrohung erscheinenden Digitalisierung auch eine positive Seite abgewinnen: »Sie eröff- net der Branche neues Wissen, um personalisier- te Kundenbedürfnisse besser zu befriedigen.« Dass der Einzelhandel mit einem Jahresumsatz von 472 Milliarden Euro (2015) und mehr als drei Millionen Beschäftigten eine der wichtigs- ten Säulen der deutschen Wirtschaft sei, unter- strich Jan Metzler, Wirtschaftsexperte der Uni- on. Allerdings: Die Unternehmen brauchten dringend qualifizierte, geschulte Mitarbeiter, die bei digitalen Handelsprozessen als »Pro- blemlöser der Kundenbedürfnisse« fungieren. Das positionspapier Mit konkreten Maßnahmen will die CDU/CSU- Fraktion den Wandel begleiten, gestalten und »eine neue Ära« einläuten, die nicht nur He- rausforderungen und Belastungen, sondern auch immense Chancen in sich berge. In die- sem Sinne dient das Positionspapier gewisser- maßen als Blaupause für das in Arbeit befindli- che Wahlprogramm der Union, das im Frühsom- mer verabschiedet werden soll. • Die digitale Vernetzung ermöglicht neue Kaufprozesse. »Information« und »Ge- schwindigkeit« sind für die Kundenbindung unerlässlich. Daher muss das Breitbandför- derprogramm des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur zügig um- gesetzt werden. • Um die Attraktivität der Innenstädte, beson- ders in B- und C-Lagen, zu steigern, fordert die Union einen ganzheitlichen Ansatz aller Akteure, gebündelt in einem professionellen Stadtmarketing. • Weitere Ansatzpunkte sind eine Aufwertung des Städtebaus, die unbürokratische Umnut- zung von Leerständen, neue Einkaufszent- ren als Magneten für die Innenstädte, aus- gewogene Sortimente und ein Miteinander von Handel, Wohnen, Gastronomie, Touris- mus und Kultur. • Baunutzung, Planungsrecht und Raumord- nung müssen dem Ziel der Stadtbelebung angepasst werden. Urbane Gebiete Ausdrücklich begrüßt die Union die geplante Än- derung des Baugesetzbuches, die die Aufnahme einer neuen Baugebietskategorie »Urbane Ge- biete« (d.h. gemischte Nutzung) ermöglicht. Weitere Forderungen sind die Sicherung der Nahversorgung im ländlichen Raum, eine neue Verkehrs- und Logistikinfrastruktur für den Handel 4.0 sowie ein digitaler, grenzüber- schreitender, europäischer Binnenmarkt mit harmonisierten Rechtsvorschriften. Ein solcher Markt, so die Union, berge ein immenses Po- tenzial für den Handel und die Kunden. Und was erwartet der deutsche Einzelhandel von der politik? Noch einmal HDE-Präsident Josef Sanktjohan- ser: »Damit der Einzelhandel eine tragende Säule der deutschen Wirtschaft bleibt, muss die Politik die notwendigen Rahmenbedingun- gen für eine langfristig stabile Kaufkraft und für Investitionen schaffen.« Und: »Der Handel braucht Freiheit bei der Vertrags- und Preisge- staltung sowie gleiche Rechte und Pflichten für alle Marktteilnehmer, damit der Wettbewerb funktioniert.« Möge die Wahl gelingen. Ein Beitrag von Jürgen Hainke Mein Wunsch an die Branche: Mehr aus dem Standort heraus zu entwickeln, um individu- elle, spannende Orte zu schaffen. THOMAS BINSFELD Mitglied der Geschäftsleitung bei der Landmarken AG GCM 2 / 2017 

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