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GCM 2-2017

. m o c o t o h p k c o t s i – c i j a g v © Benötigt wird keine ausufernde Haftung, die die verantwortlich Handelnden im Wirtschaftsleben in den Absicherungsmo- dus zwingt und damit jede unternehmeri- sche Initiative erdrosselt. Notwendig ist es vielmehr, gerade in unserer heutigen Zeit dem altmodischen Leitbild des ehrbaren Kaufmanns neues Leben einzuhauchen. Die Bezeichnung steht laut Wikipedia für einen verantwortlichen Teilnehmer am Wirtschaftsleben. Sie steht für ein ausge- prägtes Verantwortungsbewusstsein für das eigene Unternehmen, für die Gesell- schaft und für die Umwelt. Zitat: »Ein ehr- barer Kaufmann stützt sein Verhalten auf Tugenden, die den langfristigen wirtschaft- lichen Erfolg zum Ziel haben, ohne den In- teressen der Gesellschaft entgegenzuste- hen.« Irgendwo auf dem Weg in die Haf- tungswirtschaft ist dieses Leitbild verloren ge- gangen. Doch es ist keineswegs zu spät, es wie- der aus der Versenkung zu holen. Das notwendige Regulativ neben einer ver- nünftigen Ausgestaltung von unternehmeri- scher Haftung wäre somit gelebtes Verantwor- tungsbewusstsein in der Wirtschaft. In einer idealen Welt wird damit das permanente Schwingen mit der Haftungskeule überflüssig. An ihre Stelle tritt der Charakter des Verant- wortlichen. Vorbilder gibt es durchaus, die die- sem Leitbild auch in unseren Tagen gerecht werden. Etwa den vor wenigen Wochen im ge- segneten Alter von 101 Jahren verstorbenen le- gendären Unternehmer David Rockefeller, der den schönen Leitsatz prägte: »The true test of a man’s character is what he does when no one is looking.« Nur leider wird den verbliebenen GERMAN COUNCIL . VERANTWORTUNG ehrbaren Kaufleuten nicht die Wahrneh- mung in der breiten Öffentlichkeit zuteil, die ihnen zukommen müsste, um eine Verhal- tensänderung auszulösen. Da sind dann die »schwarzen Schafe« für die Medien doch in- teressanter. In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war es der Philosoph Hans Jo- nas, der alle Menschen sozusagen in die Haf- tung nahm und Verantwortung zum Prinzip erhob. Ihm ging es dabei um nichts weniger, als die Welt zu retten – das Gemeinwohl über den eigenen kurzfristigen Vorteil zu stellen. Im unternehmerischen Alltag muss es nicht gleich dieser ganz große Wurf sein. Aber der Ansatz ist schon richtig: Wer der Übernahme von Verantwortung keinen Spiel- raum lässt, macht sich schuldig. Ohne Ver- antwortung keine Freiheit. Ohne Freiheit kein mündiger Bürger, der Verantwortung übernimmt. Leider wird in der technisierten Welt über solche Zusammenhänge viel zu wenig nachgedacht. Ein Kommentar von Steffen Uttich, Leiter Fonds­ management, BEOS AG Steffen Uttich schrieb rund elf Jahre lang für die F.A.Z., schwerpunktmäßig über Geldanlage­ und Immobilien themen. GCM 2 / 2017 

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