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GCM 2-2017

GERMAN COUNCIL . INHALT VERANTWORTUNG GERMAN COUNCIL . VERANtwORtUNG GERMAN COUNCIL . VERANtwORtUNG DIE MENSCHEN SIND HEUTE ZU SEHR AUF IHREN EIGENEN VORTEIL BEDACHT Exklusiv-Interview mit Dr. h. c. Otto Schily zum titelthema Verantwortung und aktuellen Fragen der Inneren Sicherheit . e d o t o f - t n e v e - n i l r e b l , r e l i e W u a P - r e t e P © samen Entscheidungen, in die Sie persönlich eingebunden waren, empfanden Sie das als Last und wann machte es Sie vielleicht sogar stolz? Otto Schily: Am stärksten habe ich Verantwor- tung in meiner Zeit als Innenminister gespürt. Kaum war ich im Amt, wurde die Deutsche Bahn schen Bundespolizei heißt, von der Grenze abzu- ziehen, um das gefährdete Bahngelände zu überwachen. Gottseidank ging das Ganze gut aus. Durch die ausgezeichnete Arbeit des Bun- deskriminalamtes konnte der täter gefasst wer- den und niemand kam zu Schaden. Er ist niemand, der um den heißen Brei herum- redet und auch keiner, der Verantwortung aus dem Wege geht. Otto Schily (84) zählte wäh- rend seiner aktiven politischen Laubahn zu den schillerndsten Persönlichkeiten seiner Par- tei – erst bei den GRÜNEN und später in der SPD. Auch als Innenminister (1998 bis 2005) scheute sich der gelernte und immer noch praktizierende Rechtsan- walt nicht vor deutlichen Worten und mutigen Entscheidungen. Im Inter- view mit German Council-Chefredak- teur horsten Müller, das in der Berli- ner Zentrale des ZIA (Zentraler Im- mobilien Ausschuss) in Berlin geführt wurde, blickt er auf sein Leben zurück und zeigt an einigen Beispielen auf, was er unter dem Begrif Verantwortung versteht. Auch zu Fragen der inneren Sicherheit hat er damals wie heute eine klare Haltung. In Ihrem Leben als Rechtsanwalt und Politiker hatten Sie viel Verantwortung zu tragen. In welchen Situationen oder bei welchen bedeut- . e d o t o f - t n e v e - n i l r e b l , r e l i e W u a P - r e t e P © ›Mir liegt sehr daran, dass wir die Achtung vor der Würde des Einzelnen auch im Wett- bewerb um Wählerstimmen beibehalten.‹ Otto Schily Ziel einer schlimmen Erpressung. Der täter brachte zunächst einen Güterzug zum Entglei- sen und versuchte anschließend, ICE-Gleise zu lockern. Noch frisch bei mir in Erinnerung war das furchtbare Zugunglück in Eschede. Sie kön- nen gewiss nachempfinden, wie belastend diese Situation war. Die Vorstellung, dem täter könnte es gelingen, einen ICE zum Entgleisen zu brin- gen, war ein Alptraum. Ich habe dann angeord- net, Kräfte des Bundesgrenzschutzes, der inzwi- Eine noch größere Herausforderung war, was die Verantworllichkeit angeht, die Entscheidung der Bundesregie- rung, sich an militärischen Maßnah- men auf dem Balkan im Rahmen des Kosovo-Konflikts zu beteiligen. Sowie ein paar Jahre später – kurz nach dem terror-Anschlag auf die twin-towers in New York – im Hinblick auf den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan. Das beides waren här- teste prüfungen, denn schließlich ging es um Menschen – vor allem junge Menschen – die ihr Leben verlieren konnten. Solch schwere Entschei- dungen verfolgen einen bis ans Lebensende. Das wort Stolz verwende ich selten, wenn es um meine person geht. Aber ich freue mich schon über die große Anerkennung, die ich von der überwiegenden Mehrheit der Menschen in Deutschland dafür erhalte, dass ich eine Vielzahl deutlicher Verbesserungen in der Sicherheitsar- chitektur unseres Landes durchsetzen konnte. während meiner Amtszeit gelang es, sämtliche terroristischen Anschlagsversuche, die auf Ziele in Deutschland gerichtet waren, rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern. Das war natürlich in erster Linie das Verdienst der hervorragenden Arbeit unserer Sicherheitsbehörden. Aber zu diesem Erfolg haben wesentlich die Erweiterung der Befugnisse der Sicherheitsbehörden sowie deren sehr erheblich verbesserte Ausstattung mit personal und Sachmitteln während meiner Amtszeit beigetragen. Ich bin auch selbstbewusst genug, um festzu- stellen, dass ich einige historisch bedeutsame innenpolitische Reformen zustande gebracht habe, wie z.B. eine Modernisierung des veralte- ten Staatsangehörigkeitsrecht und des Zuwan- Otto Schily derungsrechts. Zu meiner Erfolgsbilanz gehört auch die Verbesserung der europäischen Zu- sammenarbeit in Fragen der Bekämpfung des terrorismus und der organisierten Kriminalität. Ein Beispiel dafür ist der prümer Vertrag, der ei- nen rascheren und effizienteren Informations- austausch zwischen den europäischen polizei- behörden ermöglicht. Was glauben Sie, wie verantwortungsvoll wird denn der Bundestagswahlkampf geführt werden? Otto Schily: Ich finde es äußerst erfreulich, dass auf Seiten der beiden großen partien sehr deutlich erklärt worden ist, es solle kein schmut- ziger, sondern ein argumentativer wahlkampf geführt werden und man werde auf persönliche Angriffe gegen die Repräsentanten der konkur- rierenden parteien verzichten. Nach dem, was wir im vergangenen Jahr im wahlkampf jenseits des Atlantiks erlebt ha- ben, ist das doch eine gute Nachricht, denn gerade das zeichnet ja eine freiheitliche De- mokratie aus: Man darf sich streiten, auch durchaus mit harten Bandagen, aber man darf dabei nie den Anderen zu seinem Feind erklä- ren. Mir liegt sehr daran, dass wir diesen Grundkonsens wahren und die Achtung vor der würde des Einzelnen auch im wettbewerb um wählerstimmen beibehalten. Ob die zurzeit verkündeten guten Vorsätze eingehalten werden, wird von manchen be- zweifelt. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir einen fairen wahlkampf erleben werden. Viel- leicht kommt uns auch diesmal dabei zugute, dass sich die protagonisten von CDU/CSU und SpD bereits in der Großen Koalition näher ken- nengelernt und dadurch auch einen gewissen Respekt voreinander entwickelt haben. Es kann ohne hin passieren, dass nach dem wäh- lervotum im Herbst die Bildung einer stabilen w o l z n e r P l l i h P © GERMAN COUNCIL . VERANtwORtUNG GERMAN COUNCIL . VERANtwORtUNG EINHALTEN, WAS MAN VERSPRICHT Im Gespräch mit der lebenden Stadtentwicklerlegende professor Jörn walter Professor Jörn Walter ist eine lebende Stadt- entwicklerlegende. Zehn Jahre wirkte er in Dresden, 20 in Hamburg. Nun ist die Elbphil- harmonie gebaut, die Hafencity nimmt Form an und der Oberbaudirektor tritt ab. Manche Vision war Bürgern suspekt, manche klare An- sage Investoren unbequem. Aber Walter schate immer wieder Vertrauen, egal wie hoch die Wogen des Widerstandes schlugen. Wer Sie vertieft am Hamburger Stadtmodell sieht, könnte meinen, Sie bauten schon als Kind gern mit Klötzen ... Prof. Jörn Walter: Das habe ich auch ge- macht. Aber ich habe auch schon immer gern Architekturmodelle gebaut. Am Modell sehen Sie am schnellsten, wie groß so ein Haus ei- gentlich im Verhältnis zu anderen ist. Mit den neuen techniken wie Renderings können sie gut »manipulieren«. Je nach gewähltem Blick- winkel sieht alles ganz anders aus. Deshalb sind Modelle für ein objektives Urteil nach wie vor unersetzlich. Immer wenn wir Anfragen er- halten, bauen wir die Situation am Stadtmodell im Foyer nach und schauen: was können wir zulassen? Hamburgs historische Silhouette zu schützen, ist ein zentrales Anliegen Ihrer Stadtplanung. Wie viel Flaches muss, wie viel Hohes darf sein? Und wie passen da 200 Meter Elbtower hinein? Prof. Jörn Walter: Hamburg ist die einzige to- pografisch flache Großstadt Deutschlands, die über großartige panoramaansichten verfügt. Dies geht auf die vielen wasserflächen zurück. Nichts versperrt hier die Sicht. Deshalb ist es ent- scheidend, wo und wie man Hochpunkte setzt. Die historische Altstadtsilhouette mit den Bli- cken über die Alster hinweg war für mich immer tabu. Städtebau ist aber auch Komposition in der dritten Dimension. Die Akzentuierung der früheren Stadttore – Millerntor, Dammtor, Lübe- cker tor, Berliner tor – gehört dazu, aber auch die Hafenkrone, wie der Name schon sagt. Der Elbtower steht abseits der historischen Alstadt und eine Höhenakzentuierung am gefühlten Eingangstor nach Hamburg, den Elbbrücken, könnte eine städtebauliche Bereicherung sein. . m o c o t o h p k c o t s i – x y d d u g - f m © Den Ausschlag, wie hoch das Haus sein darf, gibt die proportion zur Nachbarschaft und zu anderen türmen. Deshalb wurde der turm auf ca. 200 Meter gedeckelt. Diese Höhe haben wir von vielen Blickbeziehungen, nah wie fern, untersucht, um einen harmonischen Anblick sowohl im Kontext mit der 110 Meter hohen Elbphilharmonie wie den Hochhäusern in St. Georg und dem Berliner tor sicherzustellen. Ihnen war es immer wichtig, Wahrzeichen zu schaffen, die Hamburg besser erlebbar machen. Prof. Jörn Walter: Erst einmal brauchen Städte Hintergrund, also Normalität. Dem prinzip fol- gen die Hafencity und alles, was wir sonst so gemacht haben. Aber natürlich braucht Stadt auch Dramaturgie. An welchen Stellen man ein Stadtbild dramaturgisch besetzt, hängt von der Bedeutung des Ortes und vom Inhalt ab. Hamburg ist keine Hochhausstadt. Unser Miet- preisniveau ist niedriger als z.B. in Frankfurt. Ob und ab wann sich Hochbauten überhaupt rechnen, muss von Fall zu Fall geprüft werden. Die Elbphilharmonie ist dafür ein eindrückli- ches Beispiel. Mit dem Elbtower lässt sich hier ein weiteres begründetes Zeichen setzen. Ich weiß nicht, ob Sie dieses Erlebnis kennen, wenn Sie über die Elbbrücken fahren, den Hamburger Hafen sehen und denken: »Jetzt bin ich da!« Wie sieht für Sie die ideale Stadt aus? Prof. Jörn Walter: Die existiert so nicht. Ich hab’ mich immer sehr glücklich gefühlt, mein Berufsleben in der vermutlich schönsten Milli- onenstadt und der schönsten 500.000 Einwoh- ner-Stadt Deutschlands verbringen zu dürfen: fast 20 Jahre in Hamburg, fast zehn in Dresden. Beide sind in ihrem Charakter als freie Stadtre- publik und Residenzstadt sehr verschieden und wurden in ganz unterschiedlichen Baue- pochen städtebaulich und architektonisch ge- prägt. Das wesen dieser Städte in die Zukunft zu tragen braucht deshalb ganz unterschiedli- che Antworten. Prof. Jörn Walter: »Immer wenn wir Anfragen erhalten, bauen wir die Situation am Stadtmodell im Foyer nach und schauen: Was können wir zulassen?« Gibt es Städte, die Ihnen als Vorbild dienten? Prof. Jörn Walter: Es gibt bei Städten keine Ide- ale oder Vorbilder. Jede Stadt hat ihre eigene Geschichte. Erst wenn man diese Hintergründe begreift, lernt man die Stadt richtig zu lieben. Sie sind die Leitlinie dafür, wie es weitergeht. Städte brauchen Erneuerung. Aber die funktio- niert nur, wenn sie im Kontext bleibt und nichts Fremdes oder Irrsinniges entsteht. Deshalb kön- nen Sie keine Generalregel ableiten, die für Shanghai ebenso gilt wie für Berlin. was richtig ist, bestimmt der Ort. Aufmerksam durch Ham- burg gehend, sehen Sie viele verschiedene Orte von unterschiedlichster städtebaulicher typolo- gie. Entsprechend zwecklos sind architektoni- sche Diskussionen, ob eine Bauströmung die einzig richtige ist. Entscheidend ist: passt die ge- wählte Architektur zum Ort? Städte brauchen Normalität und Dramaturgie, integrative Architektur und Solitäre. Die einen Architekten können hohe Qualität im Kontext entwickeln, andere gut Landmarken bauen. Oder nehmen Sie Hamburgs Bipolarität aus ro- tem Backstein und weißem putz. was wohin passt, ist keine Frage persönlicher Vorliebe, son- dern eine des Ortes. An der Elbchaussee oder an der Alster ist eigentlich alles weiß, da wäre Backstein ein baulicher totalschaden. Im back- steinernem Barmbek passt er hingegen gut hin. Diese Dinge zu sortieren ist die wesentliche Auf- gabe eines Städtebauers. Welche drei Gebäude sind Ihre persönlichen Fa- voriten? Prof. Jörn Walter: Da gehört sicherlich der Zwinger in Dresden dazu und die Elbphilharmo- nie in Hamburg – das hat natürlich biographi- sche Gründe. Als drittes würde ich die Kirche Ronchamp von Le Corbusier benennen, aber es gibt in wirklichkeit noch viele mehr. Was macht die Qualität dieser Gebäude aus? Prof. Jörn Walter: Mit Gebäuden ist es wie mit Gemälden: Es gibt viele, von denen man weiß, dass sie gut sind. Nach persönlichen Vorlieben be- fragt, entscheidet, was einen emotional anspricht. Vermutlich gibt es Gebäude, die noch größere ar- chitektonische Erfindungen waren, mir persönlich  GCM 2 / 2017 GCM 2 / 2017   GCM 2 / 2017 GCM 2 / 2017  4 Die Menschen sind heute zu sehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht 14 Einhalten, was man verspricht german council 01 Vorwort Vorteil bedacht verantwortung 4 Die Menschen sind heute zu sehr auf ihren eigenen 14 Einhalten, was man verspricht 20 Wenn du etwas kannst, dann hast du Verantwortung 22 Verantwortung übernehmen heißt Sicherheit geben 26 Auf der Yogamatte kann man sich nicht verstecken 30 Verantwortung kann kaum vielfältiger sein, als an einem 36 Verantwortungslos: So macht VERDI den Handel platt 40 Verantwortung übernehmen 42 Kommentar: Maßlose Haftung Airport wie München impressum herausgeber redaktionsteam bezug verlag druck German Council of Shopping Centers e. V. Bahnhofstraße 29 D-71638 Ludwigsburg Telefon 07141.38 80 83 Telefax 07141.38 80 84 office@gcsc.de www.gcsc.de beauftragter des herausgebers Rüdiger Pleus chefredaktion Thorsten Müller (v.i.S.d.P.)  GCM 2 / 2017 Jürgen Hainke, Susanne Müller, Steffen Uttich, Rahel Willhardt gastbeitrge Karin Barthelmes-Wehr, Prof. Dr. Matthias H. J. Gouthier, Mathias Greffrath, Dr. Johannes Grooterhorst, Dr. Michael Löffler, Greta Lührs, Cornelius Schaub, Dr. Daniel Schweiger, Jan Wolter Mitglieder des GCSC e. V. verbreitung Das German Council Magazin hat eine Reichweite von rund 20.000 Lesern (inkl. Onlineversion). Covermotiv istockphoto.com / fotolia.com GCM-Verlag c/o Behrens und Behrens GmbH Geschäftsführer und Verleger: Ingmar Behrens Dorfstraße 64 24107 Kiel-Ottendorf Telefon: 0431.66 111 88 11 Telefax: 0431.66 111 88 88 www.behrensundbehrens.de www.gcsc-magazin.de anzeigen Ulrich Netz Telefon: 06074.40 78 18 netz@gcsc-magazin.de Kunst- und Werbedruck, Bad Oeynhausen Das German Council Magazin ba siert auf In for mationen, die wir als zuverlässig ansehen, eine Haftung kann nicht über nommen werden. Na ment- lich gekennzeichnete Bei träge müssen nicht die Meinung der Redaktion widerspiegeln. Die Redaktion behält sich die Kürzung ein gesandter Ma nus kripte vor. Er füll ungs ort und Ge richts stand ist Hamburg. Nach druck oder sonstige Re pro- duktion (auch aus zugsweise) nur mit Ge neh mi gung des He raus gebers. Mediadaten und weitere Informationen finden Sie unter www.gcsc-magazin.de. erscheinungsdatum dieser ausgabe: April 2017 das nchste german council magazin erscheint im Juli 2017.

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