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GCM 1-2017

GERMAN COUNCIL . RESPEKT Immer am Puls der Zeit: Abonnie- ren Sie den kostenlosen Newsletter von HI-HEUTE.DE – dem neuen Me- dium für die Handelsimmobilien- branche! 360 Grad Information, 100 Prozent Service! ständnis ab, und sei es nur ein schlankes. Das ist nicht schön, aber vom Gesetzgeber provo- ziert. Warum geht der Gesetzgeber derlei Kompro- misse ein? Klaus Volk: In Deutschland gibt es 5 Millionen Verdachtsfälle im Jahr – vom Taschendiebstahl bis zum Mehrfachmord. Die können wir nicht alle monatelang und mit Akribie ermitteln. Das ist vielleicht 10.000 bis 12.000 großen Fäl- le vorbehalten. Für alle übrigen müssen ge- rechte, aber auch pragmatische Lösungen her. Die Vielzahl der Fälle wird übrigens im Straf- befehlsverfahren erledigt. Das ist ein Pi-mal- Daumen Verfahren. Da hat keiner lang ermit- telt – vielleicht im Vorfeld ein paar Gespräche und Verhandlungen geführt. Der Staatsanwalt beantragt bei Gericht einen Strafbefehl, legt ein Strafmaß fest und schaut, ob der Beschul- digte es akzeptiert. Nur, wenn er Einspruch er- hebt, kommt es zur öffentlichen Hauptver- handlung. Keiner kann von einem Strafbefehl behaupten, er dokumentiere die Wahrheit und schon gar nicht die ganze. Kommen wir noch mal auf die großen Prozesse zu sprechen: Wird vor Gericht viel gelogen? Klaus Volk: Das kommt immer auf den Fall drauf an. Schwierig sind Sexualdelikte, wo die Aussagen des Opfers gegen die des Täters ste- hen. Das hat die Öffentlichkeit im Fall Kachel- mann gut verfolgen können. Bei Wirtschaftsde- likten dagegen gibt es meist eine Flut von Be- weisen und Indizien. Im Regelfall beschlag- nahmt die Staatsanwaltschaft Unmengen Papier und den gesamten E-Mail-Verkehr. Da ist alles dokumentiert – und irgendwelche belastenden Mails fischt die Staatsanwaltschaft immer raus. Wie gehen Sie als Verteidiger damit um, wenn Mandanten Sie belügen? Klaus Volk: Ich verteidige grundsätzlich nie- manden, von dem ich weiß, dass er lügt. Ich sage den Leuten immer: »Ihr könnt im Prozess jeden anlügen, aber nicht mich!« Um sachge- recht verteidigen zu können, muss ich wissen, was los war. Ein Verteidiger ist zur »Fürsorge«, also zur Einseitigkeit verpflichtet. Was den Mandanten belastet, darf ich nicht offenbaren – solange er es nicht vor Gericht gesteht. Ist es also besser, wenn er redet oder schweigt? In Wirtschaftsfällen ist Schweigen meist die schlechtere Verteidigung, weil man gegen die Verdachtsmomente ankämpfen muss. www.hi-heute.de Demnach gehören »White Lies« zu Ihrem Beruf: Sie lügen nicht aktiv, verschweigen aber Infor-  GCM 1 / 2017 mationen, die Mandanten belasten. Verschlei- ert das nicht wichtige Fakten? Klaus Volk: Ich habe ja eine Schweigepflicht und kann Mandanten nur zureden, ein Ge- ständnis abzulegen. Sagt er »nein«, sind mir die Hände gebunden. Mich rief mal ein foren- sischer Psychiater an, der über die Schuldfä- higkeit eines Mörders urteilen sollte. Diesem Gutachter gestand er sechs weitere Morde. Obwohl nur mit der Serie zu begründen war, dass dieser Mann psychisch krank ist, durfte es nicht im Gutachten stehen. Grundsätzlich gilt: Der Mandant darf vor Ge- richt lügen, ich bin zur Wahrheit verpflichtet. Lügt er, muss ich die Verteidigung darauf be- schränken aufzupassen, dass mit ihm im Pro- zess fair umgegangen wird. Auf einer Skala von eins bis zehn: Wie geeignet ist der deutsche Strafprozess, zu Wahrheit und Gerechtigkeit vorzudringen? Klaus Volk: Neun, verglichen mit juristischen Vorgängermodellen wie Gottesbeweis oder das Erpressen von Geständnissen unter Folter. Sechs bis sieben im internationalen Vergleich. Die an- deren Modelle sind nicht besser oder schlech- ter, ihre Vor- und Nachteile sind andere. Das Gespräch führte Rahel Willhardt, freie Journalistin Wussten Sie? Für den Anfang März in Stuttgart beginnenden »Mammutprozess«, aufgrund der Pleite der Drogeriemarktkette Schlecker, haben sich die Eheleute Schlecker den erfahrenen Straf- verteidiger Klaus Volk an die Seite geholt. Mein Wunsch an die Branche: Ehrlich und offen miteinander umgehen. MARKUS AMON FRICS Head of Real Estate, Kienbaum Consultants International GmbH

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