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GCM-3-2015

  GCM 3 / 2015 GERMAN COUNCIL . Vision Nach der EXPO ist vor der EXPO! Der Mes- sebau hat in den letzten Jahren – wie viele andere Branchen auch – eine Vielzahl an Veränderungen durch permanent wechseln- de Kundenbedürfnisse einerseits und tech- nische Neuheiten andererseits erfahren. Da- rüber und wie diese Entwicklungen aus Ex- pertensicht weitergehen wird sprach das German Council Magazin mit Simon Dam- böck, geschäftsführender Gesellschafter der Atelier Damböck Messebau GmbH Mün- chen, die seit 30 Jahren auf dem Markt aktiv ist. Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Messebau in den letzten Jahren entwickelt? Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse?  Simon Damböck:  In unserer schnelllebigen Welt kann sich kaum ein Marketingverantwort- licher eines größeren Unternehmens noch um die Details der vielen Themen kümmern, die er auf dem Tisch hat. Ein Messeaussteller ist heu- te nicht mehr auf der Suche nach einem zuver- lässigen Handwerksbetrieb, sondern er braucht einen professionellen Anbieter, der ihm Rundumbetreuung zu allen Fragen bieten kann. Der Messebau ist erwachsen geworden. Wir diskutieren heute viel weniger darüber, ob eine Wand gelb oder blau werden soll, son- dern stellen die Frage, welche kommunikative Wirkung erreicht werden soll und diskutieren dann, welche Mittel dafür aufgewendet wer- den sollen und müssen. Welcher Art von Ständen geben Sie die größte Zukunft?  Simon Damböck:  Schrotflinte und Skalpell sind keine vergleichbaren Werkzeuge, son- dern beide haben eine Berechtigung für einen speziellen Einsatzzweck. Es ist genau zu hinter- fragen, was erreicht werden soll. Bestimmte Zielsetzungen lassen sich nun einmal nicht auf einem 20 qm-Stand erreichen, aber anderer- seits auch nicht zwingend auf einem 1.000 qm- Stand. Generell ist eher zu sagen, dass die Zu- kunft den speziellen Fachmessen gehört. Die denen werbliche Botschaften immer mit einer Marke verknüpft werden sollen. Manchmal kann es viel effektiver sein, auf Spielereien be- wusst zu verzichten, genauso wie eine einzige Kerne mehr Stimmung erzeugen kann, als eine riesige Lasershow. Wie wichtig ist bei einer Messestandplanung tatsächlich noch die Individualität?  Simon Damböck:  Der Trend geht ganz klar weg vom klassischen Systemstandbau. Kaum ein Aussteller möchte sich heute noch vor- werfen lassen, nur von der Stange gekauft zu haben. Wenn wir von erfolgreicher Marken- inszenierung sprechen, lässt sich diese kaum mit einem 08/15-Konept beim Rezipienten verankern. Individuelle Differenzierung spielt vor dem Hintergrund hoher Markttranspa- renz bei immer vergleichbaren Leistungen der Anbieter eine große Rolle. Selbst Dis- countmarken etablieren sich heute völlig an- ders als noch vor wenigen Jahren. Und wir le- ben in einer Zeit, in der Kaffeeröster Inseln verkaufen – also gänzlich untypische Seg- VISION MESSEBAU: GUTER STAND  ALLEIN IST LÄNGST NICHT ALLES Interview: Simon Damböck über erfolgversprechendes Agieren bei Planung, Gestaltung und die oft unterschätzte Betreuung Zeit der großen Multi-Themen-Shows ist abge- laufen. Die Wirtschaft ist heute selbst inner- halb bestimmter Bereiche hoch spezialisiert. Daraus ergibt sich ein spezifischer Bedarf an Plattformen, auf denen sich Profis untereinan- der austauschen können. Hier ist allerdings nicht zu unterschätzen, dass wichtige Player ihren Status im Markt gerade mit imposant großen Auftritten auf an sich eher kleinen Fachveranstaltungen unterstreichen – und dies nicht zum Selbstzweck tun, sondern dabei knallharte Zielvorgaben verfolgen. Die Digitalisierung schreitet auch in Ihrer Branche immer weiter voran. Was ist gerade en vogue und mit welchen Innovationen rech- nen Sie in den nächsten Jahren?  Simon Damböck:  Leider bekommt man mo- mentan sehr viele Briefings, die Digitalisierung um ihrer selbst wünschen. Sie würden stau- nen, wie häufig auf die Rückfrage, was den mit den gewünschten iPads auf dem Messestand genau passieren soll, die Antwort kommt: »Egal, wir wollen nur zeigen, dass wir uns am State-of-the-Art orientieren.« Apps, Augmen- ted Reality, Beacon-Technologie, NFC-Lösun- gen sind natürlich nicht nur für den Einzelhan- del, sondern auch für die Messen in aller Mun- de. Andere Märkte, wie z.B. die USA, sind hier viel weiter als wir. Dort kann jeder Besucher am Stand gescannt und seine Kontaktdaten umgehend verarbeitet werden. Hierzulande gibt es bezüglich der technischen Möglichkei- ten viele Bedenken in Bezug auf Datenschutz, die in anderen Märkten überhaupt keine Rolle spielen und einen ganz anderen Stellenwert im öffentlichen Bewusstsein einnehmen. Es lässt sich allerdings klar sagen, dass auch bei uns ein Paradigmenwechsel stattfindet und man klar erkennen muss, dass eine Verweige- rung für derartige Technologie schlichtweg nicht haltbar sein wird. Attraktive technische Ergänzungen, die sinnvoll eingesetzt sind, werden das große Thema der nächsten Jahre sein. Aber: Live-Kommunikation hat viel mit Emotionalisierung durch Erlebnisse zu tun, bei Simon Damböck: »Die Zeit der großen Multi-Themen-Shows ist abgelaufen. Die Zukunft gehört den speziellen Fachmessen.«

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