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GCM 2-2017

GERMAN COUNCIL . VERANTWORTUNG EINHALtEN, wAS MAN VErSPrICHt Im Gespräch mit der lebenden Stadtentwicklerlegende Professor Jörn Walter Professor Jörn walter ist eine lebende Stadt- entwicklerlegende. Zehn Jahre wirkte er in Dresden, 20 in Hamburg. Nun ist die Elbphil- harmonie gebaut, die Hafencity nimmt Form an und der oberbaudirektor tritt ab. Manche Vision war Bürgern suspekt, manche klare An- sage Investoren unbequem. Aber walter schate immer wieder Vertrauen, egal wie hoch die wogen des widerstandes schlugen. Wer Sie vertieft am Hamburger Stadtmodell sieht, könnte meinen, Sie bauten schon als Kind gern mit Klötzen ... Prof. Jörn Walter: Das habe ich auch ge- macht. Aber ich habe auch schon immer gern Architekturmodelle gebaut. Am Modell sehen Sie am schnellsten, wie groß so ein Haus ei- gentlich im Verhältnis zu anderen ist. Mit den neuen Techniken wie Renderings können sie gut »manipulieren«. Je nach gewähltem Blick- winkel sieht alles ganz anders aus. Deshalb sind Modelle für ein objektives Urteil nach wie vor unersetzlich. Immer wenn wir Anfragen er- halten, bauen wir die Situation am Stadtmodell im Foyer nach und schauen: Was können wir zulassen? Hamburgs historische Silhouette zu schützen, ist ein zentrales Anliegen Ihrer Stadtplanung. Wie viel Flaches muss, wie viel Hohes darf sein? Und wie passen da 200 Meter Elbtower hinein? Prof. Jörn Walter: Hamburg ist die einzige to- pografisch flache Großstadt Deutschlands, die über großartige Panoramaansichten verfügt. Dies geht auf die vielen Wasserflächen zurück. Nichts versperrt hier die Sicht. Deshalb ist es ent- scheidend, wo und wie man Hochpunkte setzt. Die historische Altstadtsilhouette mit den Bli- cken über die Alster hinweg war für mich immer tabu. Städtebau ist aber auch Komposition in der dritten Dimension. Die Akzentuierung der früheren Stadttore – Millerntor, Dammtor, Lübe- cker Tor, Berliner Tor – gehört dazu, aber auch die Hafenkrone, wie der Name schon sagt. Der Elbtower steht abseits der historischen Alstadt und eine Höhenakzentuierung am gefühlten Eingangstor nach Hamburg, den Elbbrücken, könnte eine städtebauliche Bereicherung sein. . m o c o t o h p k c o t s i – x y d d u g - f m ©  GCM 2 / 2017 Den Ausschlag, wie hoch das Haus sein darf, gibt die Proportion zur Nachbarschaft und zu anderen Türmen. Deshalb wurde der Turm auf ca. 200 Meter gedeckelt. Diese Höhe haben wir von vielen Blickbeziehungen, nah wie fern, untersucht, um einen harmonischen Anblick sowohl im Kontext mit der 110 Meter hohen Elbphilharmonie wie den Hochhäusern in St. Georg und dem Berliner Tor sicherzustellen. Ihnen war es immer wichtig, Wahrzeichen zu schaffen, die Hamburg besser erlebbar machen. Prof. Jörn Walter: Erst einmal brauchen Städte Hintergrund, also Normalität. Dem Prinzip fol- gen die Hafencity und alles, was wir sonst so gemacht haben. Aber natürlich braucht Stadt auch Dramaturgie. An welchen Stellen man ein Stadtbild dramaturgisch besetzt, hängt von der Bedeutung des Ortes und vom Inhalt ab. Hamburg ist keine Hochhausstadt. Unser Miet- preisniveau ist niedriger als z.B. in Frankfurt. Ob und ab wann sich Hochbauten überhaupt rechnen, muss von Fall zu Fall geprüft werden. Die Elbphilharmonie ist dafür ein eindrückli- ches Beispiel. Mit dem Elbtower lässt sich hier ein weiteres begründetes Zeichen setzen. Ich weiß nicht, ob Sie dieses Erlebnis kennen, wenn Sie über die Elbbrücken fahren, den Hamburger Hafen sehen und denken: »Jetzt bin ich da!« Wie sieht für Sie die ideale Stadt aus? Prof. Jörn Walter: Die existiert so nicht. Ich hab’ mich immer sehr glücklich gefühlt, mein Berufsleben in der vermutlich schönsten Milli- onenstadt und der schönsten 500.000 Einwoh- ner-Stadt Deutschlands verbringen zu dürfen: fast 20 Jahre in Hamburg, fast zehn in Dresden. Beide sind in ihrem Charakter als freie Stadtre- publik und Residenzstadt sehr verschieden und wurden in ganz unterschiedlichen Baue- pochen städtebaulich und architektonisch ge- prägt. Das Wesen dieser Städte in die Zukunft zu tragen braucht deshalb ganz unterschiedli- che Antworten.

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