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GCM 1-2017

GERMAN COUNCIL . RESPEKT der Welt kann diese Konflikte lösen. Ob Elon Musk, Bill Gates oder Stephen Hawking – alle drei sehen die Menschheit in Gefahr. Sie be- fürchten, die Selbstlernmechanismen geraten außer Kontrolle. Künftige KI ist in der Lage, Fi- nanzmärkte zu überlisten, Manager zu manipu- lieren oder Waffen zu entwickeln, die Menschen nicht einmal verstehen können. Tröstlicher ist die Prognose von Apple Mitgrün- der Steve Wozniak. Er meint, Menschen werden zu Haustieren der Roboter. Sieht man, wie bereit- willig Menschen ihre Entscheidungen an KI ab- treten, könnte ihnen das glatt gefallen. Ein Drit- tel aller Ehen werden bereits über Partnerplatt- formen geschlossen. Spätestens ab 2025 über- nimmt KI das Autofahren. Aus der Konsumwelt macht sie ein Schlaraffenland. Ein Vorgeschmack sind Chatbots, die Produkte vorselektieren und die Typenberatung übernehmen. In nicht so fer- ner Zukunft kennt KI die Wünsche der Menschen besser als er selbst – und »Schwupps« schwebt die Ware per Drohne vorbei oder wird von flie- genden Lägern abgeworfen. Das klingt nach Orwells 1984. Wer will den Big Brother? Was treibt die Entwicklung voran? ViMal: Die Innovationstreiber sitzen im Silicon Valley und heißen GAFAM: Google, Apple, Face- book, Amazon und Microsoft. Ihr erklärtes Ziel ist die »Global Consumer Control«. Mit ihr wird die Welt zum Riesencomputer, der auf Schritt und Tritt Daten sammelt, Geräte vernetzt und Prognosen darüber aufstellt, was Menschen als nächstes tun wollen. Ob man das als lästigen Übervater empfindet oder als neue Dimension des Komforts ist Ansichtssache. In 1984 durchleuchtet der Staat den Men- schen, real sind es die Megakonzerne. Ihre er- schaffenen Digitalprofile bestimmen zuneh- mend das Leben jedes Einzelnen. Ohne dass der Betroffene davon weiß, prognostizieren sie wie solvent, kriminell oder psychisch krank jemand ist. 40 Millionen deutsche Facebook- Mein Wunsch an die Branche: Achtet mehr auf den Kunden und seine Wünsche. Auf ihn kommt es letztlich an. ALWIN LINDEMANN Managing Director der hib Handelsimmobilien Beratung & Management GmbH  GCM 1 / 2017 Profile bieten US-Datenspezialisten heute. Wer genug zahlt, bekommt die Klarnamen. Nach deutschem Recht ist das illegal. Bedenkenträ- ger fordern deshalb, jeder Mensch sollte das Eigentumsrecht an seinen Daten erhalten oder zumindest Einblicks- und Änderungsrechte. Doch US-Gesetze schützen die Privatsphäre nicht ansatzweise so gut wie die deutschen. Im Konfliktfall siegt der freie Handel. Mit Amazon spielt auch der Handel vorne mit, die Welt zu Datenmassen zu schrumpfen. ViMal: Ist das verwunderlich? Händler in reifen Märkten sind schon lange keine klassischen Versorger mehr, sondern mehr damit beschäf- tigt, neue Wege der Absatzsteigerung zu er- sinnen. Ihre Umfragen, Kundenkarten und Ge- hirnscans sind die Mütter des Durchleuch- tungsgedankens. Neu ist nur die Effizienz und Lückenlosigkeit, mit der Amazon das gelingt. Vielleicht auch die gesellschaftliche Akzep- tanz: In den 1960ern galten »Hidden Persua- ders« als unlautere Manipulatoren, heute sind sie neue Formen des Komforts. Vergreist die Vernunftbegabung des Menschen mit der Digitalisierung? ViMal: Menschen haben Großartiges geschaf- fen, aber auch viel Unfug und Zerstörung an- gerichtet. Insofern lässt sich die Frage nach der Vernunft nicht eindeutig beantworten. Es ist auch nicht relevant. Fakt ist: Die Umwelt ändert sich und der Mensch mit ihr. Bestimm- te in der Wildnis die Biologie den evolutionä- ren Fortschritt, ist es in der Zivilisation die Technik. Nicht der physisch Stärkste und Ag- gressivste setzt sich durch, sondern der mit besseren Algorithmen und größerer Denkleis- tung. Die des Menschen ist ausgereizt. Des- halb erweiterte er sie: Durch Computer, durch Vernetzung und Künstliche Intelligenz. Die un- bedachte Folge: Absehbar wird es immer we- niger Arbeiten geben, die Roboter nicht bes- ser können. Bleiben selbst Manager über kurz oder lang nicht von Arbeitslosigkeit verschont? ViMal: So pessimistisch wäre ich nicht. Folgten sie dem Ratschlag von Tesla Gründer Elon Musk, werden sie Cyborgs. Wer sich künstliche Intelli- genz einpflanzen lässt, hat auch noch nach 2030 reale Chancen auf einen Job. Musk selbst arbei- tet an einem Neuralen Netz. Ultradünn wird es mit Nadeln ins Gehirn injiziert und wirkt als übergangslose Schnittstelle zwischen biologi- schem Körper und Maschine. Ein weiterer Joker ist die Gentechnik. Behält der Maschinenlern- Professor Pedro Domingos recht, erschaffen sich Menschen in einigen Jahrzehnten gewisserma- ßen selbst. Dank Zugriff auf ihre Gene kontrollie- ren sie neben Aussehen und Gefühlszuständen auch ihre geistige und körperliche Leistungsfä- higkeit. Und zwar nicht fürs Leben, sondern in jeder Lebenslage: Will man der Idealkandidat für einen Posten sein oder der Richtige für die Angebetete, wird einfach an den Genen gefum- melt. Es besteht also Hoffnung auf selbstbestimmte Manipulation. Wo bleibt die Identität, wo wah- re Gefühle, die das Menschensein ausmacht? ViMal: Offensichtlich geht es um den Umbau des Menschen. Die als gottgegeben angesehene Natur wird obsolet. In der Steinzeit sicherten Ge- fühle wie Aggression und Wut das Überleben, in der hochtechnisierten Megacity sind sie Störfak- toren. Gleiches gilt für die Identität. Sie er- schwert es, sich aktuellen Lebensbedingungen anzupassen. Gibt es keine Chance, dass Ruder zugunsten der menschlichen Natur herumzureißen? ViMal: Geringe. Die Politik müsste internatio- nal Gesetze erlassen, die die Rechte und Pflichten von Robotern festlegen. Sie müsste große Megakonzerne radikal regulieren. Die schlechte Nachricht: In kapitalistischen Wirt- schaftssystemen legt sich kein Land mit um- satzstarken Unternehmen an. Entsprechend seicht werden die EU-Gesetzesentwürfe zu den Roboterrechten vermutlich ausfallen. Aber was soll man schon von einer Institution erwarten, die sonst die Karamellen-Herstel- lung vereinheitlicht? Mein Rat: Heuern Sie gute eJuristen an! Das (fiktive) Gespräch führte Rahel Willhardt, freie Journalistin INFO Deep Knowledge Ventures ist eine japanische Risi- kokapitalgesellschaft, die in medizinische Unter- nehmen investiert. Seit 2014 ist Vital (Validating Investment Tool for Advancing Life Sciences) 6. stimmberechtigtes Vorstandsmitglied, aber das In- terview mit ihm ist fiktiv. Buchtipps, um KI besser zu verstehen: Pedro Do- mingos »The Master Algorithm«; Nick Bostrom »Superintelligence«; Yvonne Hofstetter »Das Ende der Demokratie«.

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