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GCM 1-2017

GERMAN COUNCIL . RESPEKT MEIN BESoNDErEr rESPEKt GILt DENEN, DIE SICH tÄGLICH FÜr ANDErE AUFoPFErN Lebenswerk-Interview mit der im September aus dem Bundestag ausscheidenden Politiker-Legende Wolfgang Bosbach sowohl politische als auch persönliche Grün- de. Im Lebenswerk-Interview mit Magazin- Chefredakteur Thorsten Müller und Verleger Ingmar Behrens sprach er über das titelthema respekt, aber noch vieles mehr. Wann haben Sie zum ersten Mal gewusst, Poli- tiker zu werden? Wolfgang Bosbach: Da muss man unterschei- den zwischen meinem kommunalpolitischen Engagement und dann dem Wunsch, für den Bundestag zu kandidieren. Ich bin 1972 in mei- ›Hetze gegen Minderheiten, Machogehabe gegenüber Frauen, sexistische Sprüche haben nichts mit Klartext zu tun.‹ Wolfgang Bosbach ner Heimatstadt Bergisch-Gladbach sowohl Mitglied der Jungen Union als auch der CDU geworden. Die politische Arbeit hat mich wirk- wolfgang Bosbach ist eine politische Legende zu Lebzeiten. Seit 1994 ist der rheinländer im Bundestag. Auch eine Krebserkrankung hielt ihn nicht davon ab, in Berlin Arbeit für die Nation zu leisten. Von Februar 2000 bis No- vember 2009 war er stellvertretender Vorsit- zender der Bundestagsfraktion der Union und damit zuständig für die Bereiche recht, Peti- tion, Innenpolitik, Sport, Vertriebene und Flüchtlinge, Kunst, Kultur und Medien. Seit November 2009 war er Vorsitzender des par- lamentarischen Innenausschusses. Im Som- mer 2015 legte er diesen Posten nieder, da er auch künftig seiner Überzeugung fol- gen und, abweichend vom Kurs sei- ner Parteivorsitzenden, gegen wei- tere rettungspakete für Griechen- land stimmen möchte, was mit dem Ausschussvorsitz nicht vereinbar sei. Sein Bundestagsmandat wolle er je- doch behalten, da er für seine poli- tische Überzeugung nur im Parla- ment werben und kämpfen könne. 2016 er- klärte Bosbach, sich im Herbst 2017 aus der Politik zurückziehen zu wollen. Dafür gebe es i d m h c S c i r u a L © lich schon sehr früh interessiert und fasziniert. Bereits 1975 habe ich für den Kreistag kandi- diert und bin dann auch gewählt worden. Bis 1999 war ich übrigens Mitglied des Rates der Stadt Bergisch-Gladbach, was ich vielleicht heute noch wäre, wenn der Bundestag nicht von Bonn nach Berlin umgezogen wäre. Beruflich hatte ich ja sehr spät den Wunsch, Jura zu studieren. Dazu musste ich aber erst einmal das Abitur nachholen und im Studium mein Geld verdienen. In dieser Zeit habe ich als Assistent für einen örtlichen MdB gearbei- tet und dabei ist nach und nach der Wunsch gewachsen, selbst Berufspo- litiker zu werden. Ich wollte mich al- lerdings nie von der Politik wirt- schaftlich abhängig machen, und deshalb habe ich über all die Jahre hinweg auch noch meinen Beruf als Rechtsanwalt ausgeübt – wenn auch nur in sehr reduzierter Form. Ein be- stimmtes Ereignis als Auslöser für meine poli- tische Laufbahn gab es bei mir jedenfalls nicht. Also kein sogenanntes Damaskus-Erleb- nis. Nein, ich glaube, dass jeder Fußballer, der in der Kreisliga spielt, nachvollziehen kann, dass er, wenn er einmal die Möglichkeit be- kommt, in der Bundesliga zu kicken, auch be- herzt zugreifen sollte. Was glauben Sie, wie respektvoll wird der Bun- destagswahlkampf verlaufen – nach den schlimmen Erfahrungen in den USA? Wolfgang Bosbach: Ich kann nur hoffen, dass wir bei aller Notwendigkeit der klaren, auch gelegentlich harten politischen Auseinander- setzung immer oberhalb der Gürtellinie blei- ben. Ich fühle mich ja schon persönlich ge- kränkt, wenn behauptet wird, Donald Trump sei gewählt worden, weil er Klartext spricht. Das sehe ich völlig anders: Hetze gegen Min- derheiten, Machogehabe gegenüber Frauen, sexistische Sprüche haben nichts mit Klartext zu tun – und mit Respekt und Anstand natür- lich eben so wenig! 1 GCM 1 / 2017

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